Event:Das Düsseldorfer Asphalt-Festival

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(Foto: Peter Lodder)

Das "Weltkunstzimmer" des Festivals ist kein Zimmer, sondern ein ganzes Kunst-Areal.

Von Martin Krumbholz

Bereits zum sechsten Mal findet in diesem Sommer das Asphalt-Festival statt, situiert in einer der unwirtlichsten Gegenden Düsseldorfs - das ist gerade der Clou. Zwischen düsteren hohen Backsteinmauern liegt ein Hinterhof, der sich kurioserweise "Weltkunstzimmer" nennt, obwohl es sich um alles andere als ein Zimmer handelt. Elf Tage lang wird hier Bier ausgeschenkt und in den angrenzenden Räumen feinste Kunst unterschiedlichster Provenienz gefeiert, von den Soli des Schauspielers Philipp Hochmair bis zu den Performerinnen Pussy Riot.

Zur Eröffnung war ein furioses Spektakel zu erleben: Henry Purcells "The Fairy Queen" in der eigenwilligen Interpretation der Duda Paiva Company und des Nederlands Blazers Ensemble. Hinreißend schon, wie die vierzehn Musiker, überwiegend Bläser, Purcells lebenszugewandte Musik darbieten, mit Brio und Temperament; was aber die (nur) vier Sänger, Tänzer, Puppenspieler in der Regie von Duda Paiva leisten, ist schier unglaublich.

Überlebensgroße Schaumstoffpuppen erzählen die Geschichte des Elfenkönigs Hippolyt, der die maßlose Eifersucht auf sein eigenes Kind schließlich mit Hilfe dreier Hexen besiegt; grazil und dann wieder mit brachialem Furor tanzen sie über die enge Bühne, bezirzen Zuschauer und Musiker, verdrehen sich krachend die Köpfe, küssen sich hingebungsvoll - und ihre Führer, meist hinter Masken versteckt, singen Purcells Melodien dazu auch noch wahrlich wundervoll.

Der Theatermacher Christof Seeger-Zurmühlen und der Komponist Bojan Vuletić, die das Festival initiiert und aufgebaut haben und gemeinsam leiten, sind nun fast schon ein etabliertes Düsseldorfer Direktorenduo, aber die Freude an ihrer Idee und ihrem von Jahr zu Jahr wachsenden Erfolg ist den beiden jederzeit anzusehen. Auch das Publikum scheint hier im Weltkunstzimmer spontaner und ungezwungener zu agieren als an anderen Kultstätten. "Crossing borders" lautet diesmal das Motto, und Grenzen werden allemal überschritten, nicht zuletzt die zwischen E und U. Das aparte (und nicht mehr so kleine) Festival dauert noch bis zum 22. Juli.

© SZ vom 14.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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