Erinnerungsroman:Paris, Mai '68

(Foto: Verlag Klaus Wagenbach)

Die Schauspielerin Anne Wiazemsky erinnert sich an das Jahr, das politisch alles veränderte, und in dem sie zu ihrem großen Unglück Jean-Luc Godard heiratete.

Von Willi Winkler

1968 war Anne Wiazemsky die schönste Rothaarige der Welt, spielte bei Bresson ihre Unschuld aus und heiratete den 17 Jahre älteren Jean-Luc Godard. Sie wurde seine Revolutionsheroine und todunglücklich. In "Paris, Mai '68" (deutsch von Jan Rhein, Wagenbach; 164 Seiten, 18 Euro), ihrem gar nicht romanhaften "Erinnerungsroman" erzählt sie, mit welcher Brutalität die Polizei gegen die streikenden Studenten antrat, wie die Pflastersteine von Hand zu Hand gingen (Jean-Pierre Léaud wischte sich jedes Mal die Hände mit einem Taschentuch) und wie sie mit Paul McCartney unterm Tisch Tee trank, von Godard eifersüchtigst beobachtet. Sie liebt ihn so sehr, aber Godard verwandelt sich binnen weniger Monate in einen verwirrten Aktivisten, der seine eigenen Filme ablehnt. Eine todtraurige politische Liebesgeschichte.

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