Eichstätt:Wiedererweckt

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Alte Musik auf Laute, Theorbe und Mandora

Von Judith Nikula, Eichstätt

Mit einem Lottogewinn lassen sich die kühnsten Träume verwirklichen. Manch einer bereist die Welt, gründet eine eigene Firma, spendet seinen Gewinn für einen wohltätigen Zweck - oder macht gleich alles auf einmal, wie etwa die Figur des Rentners Erwin Lindemann in dem berühmten Sketch von Loriot, der nach Island reisen, den Papst besuchen und eine Herrenboutique in Wuppertal eröffnen will. An der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt kursiert hingegen das Gerücht, ein Eichstätter Lottospieler habe dereinst seinen Gewinn ganz der Musik gewidmet und zahlreiche historische Kompositionen für die Mandora, ein Lauteninstrument aus dem Mittelalter, zusammengetragen.

Diese historischen Handschriften machen heute den Großteil des Bestandes der Universitätsbibliothek aus. Nun wird ein Teil der Kompositionen auf dem Musikfest Eichstätt uraufgeführt. Vom 4. bis zum 8. Mai widmet sich die Veranstaltung bereits zum dritten Mal der Musik aus dem Mittelalter, der Renaissance, dem Rokoko und der frühen Romantik.

In diesem Jahr geht es unter dem Motto "Alte Musik neu entdecken" insbesondere um die Neuentdeckung von Stücken, von denen es noch keine Aufnahmen gibt. So könne nicht nur das Publikum in den Genuss unbekannter Musik kommen. Auch die Musiker müssten sich mit Werken arrangieren, die sie bislang noch nicht gehört haben, betont die Veranstalterin Heike Gröger. Alle Konzerte der Reihe werden auf historischen Instrumenten oder auf adäquaten Nachbauten gespielt, um ein möglichst authentisches Klangbild zu erzeugen.

So spielen auf dem Eröffnungskonzert am Mittwoch, 4. Mai, 20 Uhr, in der Klosterkirche Notre Dame du Sacré Coeur die Musiker von "The Rare Fruits Council" bekannte Werke von Mozart, aber auch Stücke der Komponisten Knöferle, von Dittersdorf oder Zink. Deren Werke sind eine reine Hommage an die Mandora, die heutzutage sonst überwiegend aus dem Konzertleben verschwunden ist.

Auch das Konzert am Donnerstag, 5. Mai, 20 Uhr, im Holzersaal der Sommerresidenz soll die Vielfalt der Alten Musik für Lauteninstrumente aufzeigen: Der norwegische Gitarrist Rolf Lislevand spielt gemeinsam mit Thor-Harald Johnsen Stücke der Renaissance auf Laute, Theorbe und Barockgitarre, viele davon verlangen den Musikern reiche Improvisationen ab.

Ein musikalisches Jubiläum wird schließlich beim Nachtkonzert mit Johannes Weiss am Samstag, 7. Mai, in der Rektoratskirche St. Peter und Paul gefeiert, wo auf dem Cembalo Musik der barocken Komponisten Johann Jakob Froberger und Matthias Weckmann aufgeführt wird. Beide Komponisten haben in diesem Jahr ihren 400. Geburtstag.

Das Musikfest soll die vielfältigen Seiten der Alten Musik zeigen, die doch nichts Altertümliches an sich habe, wie Heike Gröger bemerkt: "Die Kompositionen sind spontan und modern wie die Rock- und Popmusik, die Jugendliche heutzutage so gerne anhören." Kurzum: Sie will Alte Musik aus neuem Blickwinkel präsentieren. Und welch passenderen Ort gäbe es für dieses Fest als den barocken Stadtkern von Eichstätt mit seinen historischen Gebäuden und einer unvergleichlichen Atmosphäre.

© SZ vom 03.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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