Ehrung:Visionär

Der ungarische Autor László Krasznahorkai hat den sechsten Internationalen Man-Booker-Preis gewonnen. Der 61-Jährige setzte sich in einer diesmal besonders prominent besetzten Liste von zehn Schriftstellern durch.

Von Alexander Menden

Der ungarische Autor László Krasznahorkai hat den sechsten Internationalen Man-Booker-Preis gewonnen. Der 61-Jährige setzte sich damit in einer diesmal besonders prominent besetzten Liste von zehn Schriftstellern durch. Als Favoriten hatten unter anderem Mia Couto aus Mosambik und der Inder Amitav Gosh gegolten. Anders als der nur an englischsprachige Autoren vergebene Man-Booker-Preis wird die mit umgerechnet rund 84 000 Euro dotierte internationale Auszeichnung nur alle zwei Jahre vergeben. Sie würdigt zudem nicht ein einzelnes Buch, sondern die "weltweite literarische Gesamtleistung" eines Autors. Einzige Bedingung ist, dass das Werk in einer englischsprachigen Fassung vorliegen muss.

László Krasznahorkai, geboren 1954, wurde Mitte der Achtzigerjahre durch seinen Roman "Satanstango" bekannt, der von einem Dorf berichtet, in dem ein Polizeispitzel falsche Hoffnung sät. 1993 erhielt er für "Die Melancholie des Widerstands" den Preis der SWR-Bestenliste. Auf Deutsch erschien zuletzt "Die Welt voran" (2015). Seine Bücher finden bei der angelsächsischen Kritik zunehmend Beachtung. In der Begründung der Booker-International-Jury hieß es nun, Krasznahorkai sei ein "visionärer Autor von außerordentlicher Intensität". Er fange "die Textur der Alltagsexistenz in Szenen ein, die erschreckend, fremdartig, abstoßend komisch und oft erschütternd schön" seien.

© SZ vom 21.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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