Digitale Debatte:Meinungsmacht

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Der Chaos Computer Club bringt vielen Menschen Computertechnik näher. Eine App, die dabei helfen soll, wird von Apple nicht freigegeben. Der Tech-Konzern bestimmt mit, welche Inhalte verbreitet werden.

Von Angela Gruber

Apple hat einer App von Mitgliedern des Chaos Computer Clubs (CCC) Frankfurt für seine neue TV-Plattform die Zulassung verweigert. Das berichtet einer der Mitentwickler der App, Kris Simon, auf seinem Blog unthoughted.wordpress.com. Mit der App sollte es für Nutzer einfacher werden, Videos aus dem CCC anzuschauen. Die Aufnahmen des Clubs sind zum Beispiel Lehrvideos für Menschen, die sich für Computer- und andere Technik interessieren.

Apple irritieren offenbar die Inhalte der App, vor allem ein Video, das erklärt, wie Nutzer auf Apple-Geräten Software installieren können, die Apple nicht zugelassen hat. Auch sieben weitere Vorträge der Hacker, in denen über Sicherheitslücken von Apples iPhone gesprochen wird, missbilligte der Konzern.

"Apple muss die Apps auf ihre technische Qualität hin prüfen. Aber dass unsere App aufgrund der Inhalte, die darüber abrufbar sind, abgelehnt wurde, finde ich sehr fragwürdig", sagt Simon. Apple wollte den Fall auf Anfrage nicht kommentieren.

CCC-Sprecher Falk Garbsch kritisiert die Entscheidung von Apple scharf. "Das ist ein politisches Statement von Apple", sagt Garbsch. "Apple versucht, Informationen über eklatante Sicherheitslücken von seinen Nutzern fernzuhalten." Der Konzern nehme sich die Entscheidungsmacht, "zu sagen, welche Inhalte in seinen Stores stehen". Grabsch fordert, dass Nutzer die Möglichkeit haben müssten, sich auch auf einem Apple-Gerät über die Schwächen dieser Geräte zu informieren.

Immer wieder kommt es vor, dass Apps an Apples Ansprüchen scheitern. Häufig geben technische Gründe den Ausschlag. Aber auch inhaltliche Gründe können dazu führen, dass eine Anwendung aus dem Apple-Universum verbannt wird. Nacktheit ist nicht gerne gesehen und auch politische Statements kommen schlecht an.

Vor wenigen Wochen hat Apple eine App aus seinem Angebot entfernt, die Informationen über amerikanische Drohnenangriffe verbreitet. Die Begründung war: Die Angriffe seien übermäßig grausam und anstößig. Auch der Fall der abgelehnten "NewsToons"-App des Karikaturisten Mark Fiore hat eine Debatte um Apples Politik ausgelöst. Apple argumentierte damals, die App zeige Inhalte, "die Figuren des öffentlichen Lebens der Lächerlichkeit preisgibt". Nachdem Fiore den Pulitzer-Preis gewonnen hatte, zog Apple sein Veto zurück.

Außerhalb von Apples TV-Plattform sind die CCC-Vorträge weiter abrufbar, sie lassen sich auch über die Youtube-App auf Apple-TV-Geräten abspielen. Technisch versierte Nutzer können die App auch entgegen Apples Richtlinien installieren: Sie steht auf der Plattform Github zum Download bereit.

© SZ vom 03.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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