Die Zeitgenossen:"Ihr sehet Wechsel, doch ich tat das Gleiche"

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Schon zu Lebzeiten Georges blieb rätselhaft, welchem Dichertypus er angehörte.

Von Steffen Martus

Als der Goethe-Preis der Stadt Frankfurt 1927 erstmals vergeben werden sollte, kursierten in der Findungskommission viele Namen: Ricarda Huch, Adolf von Harnack, Albert Einstein, Oswald Spengler, Max Liebermann, Richard Strauss - und auch George: "Wer viel mit jungen Leuten zusammenkommt, weiß", so das Votum zu seinen Gunsten, "daß die Verse Stefan Georges in diesen Leuten leben". Eduard Stucken, der von der Preußischen Akademie der Künste entsandt worden war, polemisierte gegen den Vorschlag und erklärte Stefan George kurzum zu einer "Persönlichkeit wie Klopstock". Der Streit wurde publik, und die Frankfurter Zeitung stellte fest, George sei "nicht Kleist, nicht Hölderlin, und ganz sicher nicht Goethe", sondern "auf einer höheren Ebene Platen". Den Ausschlag gab dann der preußische Kultusminister, indem er George zur "Goetheschen Persönlichkeit" schlechthin erklärte.

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