Dialog der Kulturen:Eine Ausladung

Im kommenden Jahr wird die Turiner Buchmesse ihren Schwerpunkt der arabischen Literatur widmen. Eigentlich hätte der Staat Saudi-Arabien auftreten sollen. Doch die Einladung wurde zurückgezogen.

Von Thomas Steinfeld

Im kommenden Jahr wird die Turiner Buchmesse ihren Schwerpunkt der arabischen Literatur widmen. Eigentlich hätte der Staat Saudi-Arabien darin als Ehrengast auftreten sollen, auf einem Stand mit einer Fläche von 300 Quadratmetern. Doch hat Sergio Chiamparino, der Präsident der Region Piemont, die Einladung jetzt zurückgezogen. Anlass ist ein Todesurteil: Der jetzt 21 Jahre alte Ali Mohammed al-Nimr war im vergangenen Jahr zum Tod durch Enthauptung und Kreuzigung verurteilt worden, nachdem er drei Jahre zuvor, als Siebzehnjähriger, an Demonstrationen gegen die saudische Regierung teilgenommen hatte. Die Anklage hatte ihm Gewalt gegen Sicherheitskräfte vorgeworfen. Ein Gnadengesuch war Ende September abgelehnt worden, obwohl unter anderem Frankreich, die Vereinten Nationen und Amnesty International das Todesurteil kritisiert hatten. Es war das erste Mal, dass Saudi-Arabien Ehrengast einer Buchmesse hätte werden sollen. Der Botschafter Saudi-Arabiens in Italien reagierte auf die Ausladung, indem er in einem offenen Brief erklärte, sein Land werde keine Einmischung Außenstehender in seine inneren Angelegenheiten dulden.

© SZ vom 13.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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