Deutsche Literatur:Die Ordnung der Ereignisse

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Ein Geschichtsbuch im besten Sinne: Christoph Heins neuer Roman "Trutz" fragt nach der Unausweichlichkeiten des Historischen und den Erinnerungen des Einzelnen.

Von Christoph Schröder

"Glücklich ist", und mit dieser Feststellung schließt Christoph Heins Roman, "wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist." In der Einsicht steckt, rückblickend angelegt auf die Lebenslinien der Figuren, weit mehr als nur ein gut formulierter Kalenderspruch. Denn "Trutz" kreist unaufhörlich und in jeder historischen Situation um die Fragen von Erinnerung und Determinismus: Ist das, was das eigene Gedächtnis als vermeintliche Wahrheit beglaubigt, in Kongruenz zu bringen mit der offiziellen Geschichtsschreibung, die sich noch dazu unter dem Druck ideologischer Maßgaben permanent wandelt? Gibt es für den Einzelnen die Chance einer selbstbestimmten Existenz? Oder sind die Menschen der Wucht der Zeitläufte, in denen sie sich bewegen, machtlos untergeordnet? Das sind die ganz großen Fragen, und Christoph Hein schlägt in seinem neuen Roman auch den weiten historischen Bogen von den 1920er-Jahren bis in das erste Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts.

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