Früh tauchte in Durs Grünbeins Gedichten der Geruch nach faulem Fisch im Hausflur auf; in seinem ersten, noch vor dem Mauerfall entstandenen Band "grauzone, morgens" lagen plattgewalzte Sardinendosen zwischen den Gleisen, und das Morgenlicht, in dem im Tagelied, der alten "Alba", die Liebenden auseinandergingen, verlor in trüben Schatten allen Glanz. Und mochte der Autor längst in Berlin wohnen, die Geburtsstadt Dresden ließ ihn nicht los: "Scheintote Stadt, Barockwrack an der Elbe / Schwimmend in brauner Lauge, spät fixiert / Taucht sie aus Rotz und Wasser auf . . .".
Deutsche Gegenwartsliteratur:Tiefer Schacht
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In "Die Jahre im Zoo" blickt der Schriftsteller Durs Grünbein auf seine Kindheit und Jugend in Dresden zurück - und die Sehnsucht nach der Ferne.
Von Lothar Müller