Zwei Ereignisse aus dieser Woche bleiben wohl länger im Gedächtnis haften, obwohl sie überhaupt nichts miteinander zu tun haben: Die "Großzügigkeit" des Facebook-Erfinders Mark Zuckerberg, der seine Milliarden an die Welt verschenkt, und die umjubelte Premiere von "Der feurige Engel" in der Münchner Staatsoper. Diese Prokofiev-Oper wurde landauf, landab hymnisch besprochen, wobei eine Rezensentin im Radio, wo man es ja oft nicht so genau nimmt, eine schwierige grammatikalische Hürde zu nehmen hatte: Da "Der Feurige Engel" hier mit derselben Hauptdarstellerin Svetlana Sozdateleva wie schon mal in Berlin besetzt war, formulierte sie sinngemäß, es handle sich um "dieselbe Oper" wie damals eben in Berlin. Das ist nun richtig und falsch zugleich, denn man spielt zwar (weitestgehend) dieselben Noten und singt dieselben Worte, aber in vollkommen anderem künstlerischen Ambiente: neuer Dirigent, neuer Regisseur, neues Orchester und, bis auf Frau Sozdateleva, neue Stimmen. Ist das also "dieselbe" Oper oder nur "die gleiche"?
Vielleicht hilft da Herr Zuckerberg weiter. Der hat einen Hund namens "Beast", und zwar einen, der aussieht wie ein jamaikanischer Rastafari, also mit langen Dreadlocks, die die Menschen dazu animieren, den Hund "Bob Marley" zu rufen. Obwohl eigentlich "Arpad" oder "Attila" richtiger wäre, denn bei "Beast" handelt es sich um einen ungarischen Hirtenhund der Rasse "Puli". Wer nun seinerseits in München so einen Puli besitzt, fühlt sich irgendwie seelenverwandt mit dem Facebook-Erfinder. Weil er "den gleichen" Hund hat wie dieser. Hätte er allerdings "denselben" Hund, stünde er in einer wie auch immer gearteten näheren Beziehung zu Zuckerberg, die es ihm ermöglicht, "Beast" mit ihm zu teilen. Dogsharing sozusagen. Dann könnte er ihm, Zuckerberg auch sagen, er solle, statt die Welt zu beglücken, auch ihm doch mal eine Milliarde Bucks rüberschieben.
Hier also zeigt sich deutlich der Unterschied zwischen dem gleichen und demselben Hund. Was aber bezüglich der gleichen und derselben Oper nicht unbedingt weiterhilft. Denn nimmt man zwei Eier, kann man sagen, die Eier "gleichen" sich, aber nicht, dass sie sich "selben". Beim "Feurigen Engel" aber darf man sagen, dieselbe Oper gleicht der anderen überhaupt nicht. Was für München bedeutet: Sie ist noch besser als die Berliner. Und das ist schön.