Damals und heute:So wie einst im Kunstpark Ost

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Frank Bergmeyer erinnert sich an Robbie Williams' erste Solo-Shows in München

Von Michael Zirnstein

Robbie Williams hatte Mädchen zum Weinen gebracht, vor Trauer und vor Glück, er hatte sechs Millionen "Nobody Else"-Alben verkauft, mit "Back For Good" hatte er die achte Single in Folge auf Platz 1 in Großbritannien - und doch war es ein Risiko für Frank Bergmeyer, ein Konzert mit dem Herzensbrecher zu veranstalten. Denn der kesse Engländer hatte alles hingeschmissen, hatte einen Streit mit dem Manager angezettelt und seine Boys von der Group im Stich gelassen und die ganze Band damit dem Untergang geweiht. Was keiner wusste, nicht mal er selbst: Was war Robbie Williams ohne Take That wert?

Immerhin der alte Kollege Boy George sagte dem Abtrünnigen eine Zukunft voraus: "Dieser Clown, der kleine dicke mit den Kulleraugen, auf den gebt acht. Der wird noch von sich reden machen." Der Münchner Konzertveranstalter Bergmeyer war sich da gar nicht so sicher: Als ihm ein befreundeter Konzertagent einen Solo-Auftritt mit Robbie Williams anbot, fand er - alter Punk - die Musik eher abtörnend. Aber es hieß, der Bursche wolle etwas anderes machen, eine kleine Show - und nur so konnte es gehen zwei Jahre nach dem Ausstieg: eine Wiedergeburt als Rockstar, mit Gitarren und Gedöns, mit herausgestreckter Zunge.

Vor dem "Incognito" im Kunstpark Ost, dem heutigen Technikum, wartete am 16. November 1997 einsatzbereit eine Ambulanz, die auch ordentlich zu tun bekommen sollte: Ohnmächtige Mädchen, das alte Spielchen. "Es ging weit weniger um den Künstler, als um die Fans", erinnert sich Bergmeyer. Es waren nur 400 Leute gekommen, "daran war nichts verdient", aber es flogen wie bei Take That etliche Stofftiere.

An die Musik vom ersten "Let Me Entertain You" bis zum finalen "Old Before I Die" erinnert sich Bergmeyer kaum noch. Wohl aber sah er, dass der 23-Jährige sein Entertainer-Handwerk gelernt hatte. "Aber er hatte noch nicht das ironische Selbstbewusstsein. Man hat gemerkt, dass er nicht wusste: Wie kommt das an, was ich alleine mache?", sagt Bergmeyer.

Es kam an. Die nächsten beiden Konzerte, die Bergmeyer ein Jahr später im größeren Babylon stemmte, waren ausverkauft. Da plauderten die beiden fast schon wie alte Freunde - als Fußball-Fans vor allem über ihre Lieblingsclubs Dortmund und Stoke-on-Trent. "Er war wirklich ein sehr sehr offener, cooler Typ." Aber obwohl Bergmeyer ihm bei weiteren Gastspielen in München einen Fußballplatz in Untergiesing zur Zerstreuung organisierte, wurde keine wirkliche Freundschaft draus. Je größer die Konzerte wurden, Olympiahalle, Olympiastadion und als Höhepunkt 2006 drei Mal das Olympiastadion in Folge, um so schmächtiger wurde der Kontakt. Inzwischen weiß der Veranstalter bei den Konzerten nicht einmal mehr, in welchem der vielen Backstage-Räume sich der Star gerade aufhält. "Da herrscht die große Anonymität wie bei allen Künstlern dieser Größe."

Immerhin hielt ihm Williams Konzertagent die Treue. Und so veranstaltet Bergmeyer mit Propeller Concerts nun wieder ein Robbie-Williams-Konzert im Olympiastadion. Musikalisch ist das immer noch nicht sein Ding: "Ich habe mir die Platte angehört und eingeredet, dass sie gut ist." An Robbie Williams außergewöhnlichen Fähigkeiten hat Frank Bergmeyer dennoch keine Zweifel. "Er ist eine unglaublich energische Persönlichkeit. Ich kenne keinen anderen Solo-Künstler mit solchen Live-Qualitäten."

Robbie Williams , Sa., 22. Juli, 19 Uhr, Vorgruppe: Erasure, Olympiastadion

© SZ vom 21.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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