Buchrestaurierung:Fluten hohe Wasser heran

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Mit dem Pinsel und der Schwimmblase des Störs: In der Bayerischen Staatsbibliothek wird der "Mielich-Codex" restauriert, das kostbarste Chorbuch der Welt.

Von Wolfgang Görl

Was Karin Eckstein da jeden Tag vor sich hat, was sie unter dem Mikroskop, zwanzig- bis dreißigfach vergrößert, mit feinstem Pinsel bearbeitet, was sie mit einem Klebstoff, gewonnen aus der Schwimmblase des Störs, benetzt, was so empfindlich ist, als wäre es ein Schmetterlingsflügel, was höchste Konzentration über Stunden und eine extrem ruhige Hand erfordert, dieser Gegenstand ihrer Arbeit, der vor ihr auf einer gepolsterten Wiege liegt, ist das "kostbarste, prachtvollste Chorbuch der Welt". So jedenfalls sieht es Andrea Gottdang, die sich als Professorin für Kunstgeschichte an der Universität Salzburg eingehend mit dem Wunderwerk beschäftigt hat. Gut möglich, dass sie recht hat: Wer nur ein paar Seiten dieses zweibändigen Opus betrachtet, ist im Nu überwältigt: Das prächtige Dekor, die handgeschriebenen Noten auf feinstem Pergament, die Schönschrift, in der die Psalmentexte notiert sind, und vor allem die grandiosen Miniaturmalereien, die eine unermessliche Fülle an Geschichten erzählen - man kann sich nicht sattsehen.

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