Bildjournalist der "Bonner Republik":Politiker-Fotograf Josef Darchinger gestorben

Im Alter von 87 Jahren gestorben: Politiker-Fotograf Josef Heinrich ("Jupp") Darchinger (hier ein Bild aus dem Jahr 2005). (Foto: dpa)

Er fotografierte den sowjetischen Staatschef Breschnew genauso wie den Schah von Persien, sämtliche Bundeskanzler in Bonn sowieso. Jetzt ist der Fotojournalist Josef Heinrich Darchinger im Alter von 87 Jahren gestorben.

Alleine der Spiegel druckte im Laufe der Jahre mehr als 10.000 seiner Bilder. Auch die Zeit veröfffentlichte zahlreiche seiner Aufnahmen. Der zu den bekanntesten Fotografen der Bonner Republik zählende Josef Heinrich "Jupp" Darchinger ist tot.

Darchinger starb am Sonntag im Alter von 87 Jahren in seiner Heimatstadt Bonn, wie sein Sohn Marc mitteilte. Am 6. August wäre er 88 Jahre geworden. Der ursprünglich zum Landwirt ausgebildete Bonner machte nach dem Zweiten Weltkrieg eine Ausbildung zum Fotolaboranten und nannte sich ab 1952 Fotojournalist. Diese Berufsbezeichnung erfand er selbst, da er sich wegen seiner fehlenden Ausbildung nicht Fotograf nennen durfte.

Im Laufe seiner Karriere fotografierte Darchinger in der Politik alle nationalen und internationalen Größen. Sowjet-Führer Leonid Breschnew dirigierte er so lange, bis er ihn in Moskau in der richtigen Position hatte. Dem Schah von Persien sagte er frei von jeglicher Demut: "Jetzt will ich einmal Zähnchen sehen, Majestät." Zu seinen Motiven zählten alle Bundeskanzler mit Bonner Amtssitz. Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) lobte Darchinger mit den Worten "He is simply the best."

Jupp Darchingers Fotos von Helmut Schmidt
:Roter Kanzler in Schwarzweiß

Jupp Darchinger war fotografischer Chronist der Bonner Republik. Besonders bekannt war er für seine Aufnahmen von Helmut Schmidt.

Mit dem Regierungsumzug nach Berlin beendete Darchinger die politische Fotografie. Vor wenigen Jahren veröffentlichte er noch einmal einen Bildband zur Wirtschaftswunderzeit in den fünfziger und sechziger Jahren.

Darchinger war SPD-Mitglied. Sein Archiv - bestehend aus 1,6 Millionen Negativen, Zehntausenden Abzügen, Dias und Daten - überließ er deshalb der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung. Darchinger hatte seine Laufbahn einst mit der Dokumentation der Beisetzung des 1952 verstorbenen SPD-Vorsitzenden Kurt Schumacher begonnen.

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