Bilderbuch:Krokodil mit Pumps

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Grobe Konturen wie bei einem Holzschnitt: Das Bilderbuch "Das Herz des Affen". (Foto: Verlag)

Wie der schlaue Affe sein Leben rettet und der Krokodilfrau entkommt. Eine Fabel aus Myanmar, mit holzschnittartigen Illustrationen, die für den Jugendliteraturpreis nominiert wurde.

Von Laura WEissmüller

Das Krokodilehepaar kommt recht putzig daher, der Mann mit Hut und Pfeife, seine Frau in roten Pumps. Nur ihre gelben Augen verraten, dass sie vielleicht doch nicht die Sympathieträger in Anja Mikolajetz' herrlich gestaltetem Bilderbuch Das Herz des Affen sind. Im Gegensatz zum kleinen Affen in der rot karierten Latzhose. Der sieht mit seinen Segelohren und den vier Borstenhaaren auf dem Kopf lustig aus, wie er durch seinen Feigenbaum tollt. Dass er allein ist, scheint ihn nicht zu stören, jedenfalls hangelt er sich fröhlich von einem Ast zum nächsten.

Die Darstellung der Tiere, ihr Leben im oder knapp über dem Wasser hat Mikolajetz in ihrem Erstlingswerk so herzerwärmend wie schlicht dargestellt. Die Konturen und Perspektiven bleiben grob wie bei einem Holzschnitt, und würde man nicht das Veröffentlichungsdatum kennen, könnte man die Arbeit glatt ein paar Jahrzehnte zurückdatieren, ohne dass die Szenen zu viel Nostalgie verbreiten. Davor schützt Mikolajetz' zeichnerischer Witz. Die müden Augenlider des Krokodil-Mannes etwa, wenn ihm seine Frau die Leviten liest, oder wie sie ihren Tod simuliert, bäuchlings im Wasser, auf dem zackigen Rücken mit Pumps nach oben.

Die Geschichte selbst? Etwas seltsam, gerade weil die Tiere dem Betrachter quasi sofort ans Herz wachsen, sie sich dann aber doch dem Kreislauf der Natur beugen: Fressen und gefressen werden heißt es da. Denn die theatralische Krokodilsfrau will nichts weniger als das Herz vom fröhlichen Affen, der ihr so putzmunter vor der Nase herumturnt. Ihr Mann lässt sich widerwillig auf ihre Begierde ein und überredet den Affen zu einem Ausflug. Dass das nicht gut ausgehen kann, ist inhaltlich sofort klar, trotzdem mag man dem Pfeife rauchenden Krokodilsmann nicht wirklich böse sein. Zumal der Affe ihn mit einer List austrickst. Den Preis für den Herzenswunsch der Krokodilsfrau tragen beide, Mann und Frau. Der Affe dagegen tollt weiter durch den Feigenbaum.

Was uns das erzählen will? Vielleicht sagt es mehr über das Land selbst, über Myanmar, aus dem die Autorin das Volksmärchen geliehen hat. Und Krokodilen scheint dort wenig Sympathie entgegengebracht zu werden, ob mit Pumps oder ohne. (ab 4 Jahre).

Anja Mikolajetz : Das Herz des Affen. Aladin 2015. 32 Seiten, 16,95 Euro.

© SZ vom 13.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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