Ausstellung:An die Grenze gehen

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Ostbayrischer Todesmut in Furth im Wald: Teilnehmer des Drachenstichs. (Foto: Johannes M. Haslinger)

Johannes M. Haslinger und Bernhard Setzwein haben das Leben zwischen Bayern und Böhmen in Bild und Wort porträtiert

Von Sabine Reithmaier

Eigentlich ist "Neulich im Momenteland" ein Plädoyer für den europäischen Gedanken. Der Fotograf Johannes M. Haslinger und der Schriftsteller Bernhard Setzwein haben sich nämlich mit Nachbarn unterhalten, mit Menschen aus Bayern und Böhmen, die in Wirtschaft und Politik, in Kultur- und Vereinsleben, privat oder öffentlich, manchmal gewollt, manchmal zufällig aufeinandertrafen. Und sie haben sie in verschiedenen Situationen fotografiert. Entstanden ist eine Dokumentation, die nicht nur den aktuellen Zustand der bayerisch-tschechischen Beziehungen festhält, sondern die zugleich ein buntes Bild vom Leben in einem neuen Europa entwirft, in dem es zwar jede Menge Unterschiede und Vorurteile, aber keine unüberwindlichen Grenzen mehr gibt.

Der Titel der Ausstellung in der Pasinger Fabrik ist einem Bildband entliehen, der bereits im Vorjahr erschienen ist. "Einen Moment bitte! Oder zwei" nannten Setzwein und Haslinger sowie der Fotograf Herbert Pöhnl, in der Pasinger Fabrik nicht dabei, damals ihre Annäherung an das Leben im bayerisch-tschechischen Grenzgebiet. Da alle drei Protagonisten im Grenzgebiet leben, haben sie den Wandel seit dem Fall des Eisernen Vorhangs miterlebt, ihn teilweise durch eigene grenzüberschreitende kulturelle Projekte sogar mitgestaltet. Deshalb fiel es ihnen nicht schwer, Menschen für einen Moment - oder zwei! - um ein Gespräch zu bitten, eine kurze Einschätzung des Lebens entlang der Grenze. Und dann noch ein Foto zu machen.

Das Kooperationsprojekt der Pasinger Fabrik mit dem Tschechischen Zentrum München, dem Haus des Deutschen Ostens sowie der St. Anna-Kapelle Passau (Juni 2018) und dem Regionalmuseums Krumau (März 2019) hat ein umfangreiches und zahlreiche Sparten umfassendes Rahmenprogramm. Neben Lesungen, Diskussionen, Filmen und Tanz-Performances werden eine Reihe von Konzerten geboten, etwa mit der Band Jam4U aus Budweis, die Rock, Funk und Latin mischt (21.10.), oder dem Klaviertrio Clemente-Barta, das zu einem tschechisch-deutschen Kammerkonzert lädt (12.11., 20 Uhr, Haus des deutschen Ostens). Geplant ist auch die Aufführung von Setzweins Theaterstück "Hrabal und der Mann am Fenster", eine ironische Parabel auf große Umbrüche und das Einstürzen alter Ordnungen, aber auch eine Hommage an den Autor Bohumil Hrabal.

Den Auftakt bildet eine Lesung, die den Entstehungsprozess der Ausstellung beschreibt. Die Texte - es lesen Setzwein, Haslinger und Jaromir Konecny - erzählen unter anderem von den Erlebnissen, die sich während der Reisen und Fototouren ergaben (3.11., 19 Uhr).

Neulich im Momenteland: Begegnungen über die bayerisch-böhmische Grenze, 20. Oktober bis 26. November, Di-So 16 bis 20 Uhr, Galerie 1 - 3, Pasinger Fabrik

© SZ vom 19.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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