Ausstellung:Am Tresen vereint

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Foto: oh (Foto: Welt ohne Bier)

Das Valentin-Karlstadt-Musäum zeigt Comics von Gunter Hansen und Steffen Haas

Von Jürgen Moises, München

Es ist ein Ort, an dem dich jeder kennt und wo du merkst: wir alle haben die gleichen Probleme. So wird im Titelsong der Fernsehserie "Cheers" die Tatsache begründet, dass deren Protagonisten ständig in der Kneipe sitzen. Bei Maus und Küken ist der Grund dafür ganz einfach: Bier. Manchmal bekommen sie es gleich, oft müssen sich die beiden etwas einfallen lassen, ein trojanisches Pferd bauen etwa. Von Bedienungs-Seite heißt es dann gerne: "Ihr Kindsköpf!" Die beiden Bierfreunde sehen das natürlich anders und nennen sich, wie in der aktuellen Ausgabe des Veranstaltungsmagazins In München nachzulesen, lieber "Freibierbeuter".

Seit 1998 sitzen Küken und Maus schon am Tresen, das heißt: alle 14 Tage, in jeder Ausgabe des In-Magazins. Was sie dazwischen machen, weiß man nicht, aber wenn wir raten dürfen: Es hat bestimmt mit Bier zu tun. Über 17 Jahre Kneipen-Existenz sind das inzwischen. Norm Peterson und die anderen "Cheers"-Protagonisten haben nur elf Jahre geschafft. Das ist durchaus eine Art Rekord, den man im Valentin-Karlstadt-Musäum nun mit der Ausstellung "Von Küken und Mäusen" würdigt.

Auch hier sieht man die beiden am Tresen sitzen, aber da ist noch mehr. So erfährt man, auch wenn man sich das wie etwa bei Laurel und Hardy nur schwer vorstellen kann: die beiden hatten davor schon ihre Karrieren. Und die hatten, Überraschung, auch schon mit Bier zu tun. Das Küken beispielsweise sah man in den 1990ern in einer in der Schweiz veröffentlichten Western-Serie an einer Salontheke stehen. Und die Maus verkehrte damals in ihrer Lieblingskneipe "Harries Pub's". Nur hieß die Maus damals noch "Mose", sprach ein eigenwilliges Englisch und hatte als Kompagnon "Mickey das Stachelschwein".

Auch die Karriere ihrer Münchner Erfinder war und ist nicht auf das "In München" beschränkt. Küken-Schöpfer Gunter Hansen hat schon vorher und parallel allerhand Küken gezeichnet. Etwa einen schusseligen Küken-Frankenstein, der seinem Monster anstatt eines Gehirns einen Wischmopp oder einen Wecker implantiert. Dass Hansen auch andere Tiere zeichnen kann, beweisen Cartoons, die er für Zeitungen und Magazine angefertigt hat. Oder auch die Reihe "Lady Harvey und der Schwanzbiber", die er seit 2014 zusammen mit Caroline Ennemoser zeichnet.

Steffen Haas wiederum ist als talentierter Limerick-Schreiber zu entdecken, als jemand, der sich Gedanken über den "Alltag von Schneemännern, Psychiatern und Monarchen" macht und als Erfinder der "Motionless Movies" - das sind live vorgetragene Comic-Erzählungen, mit denen Haas in den 1990er Jahren bekannt wurde. In der Ausstellung sind Mitschnitte davon zu sehen, außerdem wird Hansen am 10. März eine "Motionsless Movie Show" geben. Ein weiteres Beispiel für Haas' Film-Experimente ist ein Zoetrope, das von einem Plattenspieler angetrieben wird. Zu mit Pieps-Stimme vorgetragenen Liedern zeigt es, wie die Maus ein Bier kippt. Nach dem Biere drängt, am Biere hängt am Ende eben doch alles.

Gunter Hansen & Steffen Haas: Von Küken und Mäusen , Valentin -Musäum, Tal 50; bis 5. April

© SZ vom 08.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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