Architekturwettbewerb:Schöner wohnen auf dem Mars

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Mars Haus, Nasa Wettbewerb. Foto: SEArch and Clouds AO / NASA (Foto: Nasa)

In einem Nasa-Wettbewerb sollten die Teilnehmer Behausungen für Marsianer entwickeln. Mark Watney, Protagonist aus "Der Marsianer", wüsste das Ergebnis zu schätzen.

Von Gerhard Matzig

Frank Schätzing hat dann doch nicht teilgenommen am Wettbewerb für die beste Marsbehausung, der im Mai von der Nasa ausgelobt und nun entschieden wurde. Gut so, denn das Mond-Hotel namens "Gaia" (mythologisch: Erde), das sich der Bestsellerautor für sein Buch "Limit" ausgedacht hat, ist eher unterirdisch geraten. Gebaut ist das Gaia in Form einer hockenden nackten Frau, und dort, wo sich die Brüste befinden, haben die Architekten ein organisch üppig moduliertes Wellness-Areal vorgesehen. In "Limit" zeigt sich die Weltall-Architektur von ihrer limitierten Seite.

Ganz anders nun die Nasa-Ergebnisse. 160 Teams aus Wissenschaftlern und Architekten haben am Wettbewerb teilgenommen. Wichtigste Bedingung: Alle Konstruktionen sollten erstens das Material vor Ort und zweitens die 3-D-Drucktechnologie nutzen. Bei diesem Druckverfahren werden dreidimensionale Formstücke schichtweise aus flüssigen oder festen Werkstoffen entwickelt. Erste Häuser, deren Bestandteile aus 3-D-Druckern stammen, gibt es schon. Für Weltraum-Habitate bietet sich diese Technologie an.

Von den Eskimos lernen

Der mit 25 000 Dollar (rund 22 000 Euro) dotierte erste Platz sieht ein "Haus aus Eis" als Lebensraum für Marsianer vor. Das Ice-House-Team aus New York, in dem Astrophysiker, Geologen, Architekten und Designer versammelt sind, macht sich dabei das Eisvorkommen und die niedrigen Temperaturen auf dem Mars zunutze. "Mit der Eis-Architektur wollen wir Licht in die Innenräume bringen und auch eine Verbindung zur landschaftlichen Umgebung auf dem Mars schaffen", erklärte das Team. Außerdem schütze der Eispanzer vor Strahlung. Geformt ist das Haus wie ein in die Länge gezogenes Iglu. Von den Eskimos lernen bedeutet in diesem Fall: für den Weltraum lernen.

Auffällig bei diesem Wettbewerb ist ohnehin das Zusammenspiel archaischer Bau-Typologien und konstruktiver Hochtechnologie. Das gilt auch für den zweiten Preisträger: Foster + Partners (London). Die Architekten um Norman Foster, die auch schon einmal eine Mondbasis in Kuppelform entworfen haben, verwenden für ihr Mars-Projekt das dort befindliche Gestein Regolith. Roboter würden daraus Kuppelbauten formen, die an Erdhöhlen erinnern. Der dritte Platz ist schließlich an Experten des Kölner Astronautenzentrums vergeben worden. Das Team "LavaHive" schlägt eine modulare Behausung vor, für die man auch das nicht mehr benötigte Material des Raumschiffes verwenden könnte.

Was alle Wettbewerber eint: die Demut vor den menschenfeindlichen Lebensbedingungen im All. Die Entwürfe sind weniger visionär als vielmehr praxisnah und funktional. Keine spektakuläre SciFi-Architektur entsteht auf diese Weise, sondern architektonische Urhütten als Überlebensräume. Der Marsianer Mark Watney (Matt Damon), der gerade durch die Kinos schwebt, wüsste das zu schätzen.

© SZ vom 10.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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