Architektur:Peter Zumthor

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(Foto: ZUMA Press/imago)

Er legt großen Wert auf Funktionalität, die Auswahl der Materialien und den Bezug zur Umgebung. Jetzt wird der Architekt mit dem BDA-Preis ausgezeichnet.

Von Gerhard Matzig

Der Schweizer Architekt Peter Zumthor wird mit dem Großen BDA-Preis 2017 ausgezeichnet. Das ist der Oscar, den der Bund Deutscher Architekten seit 50 Jahren für herausragende baukulturelle Leistungen vergibt. Peter Zumthor, der soeben 74 Jahre alt geworden ist, erhält die Auszeichnung am 1. Juli in Münster für sein "Lebenswerk". Dieses, so die Jury, führe "die Architektur wieder auf das ,Urschaffen' des Menschen zurück. Wie kaum ein zweiter zeitgenössischer Architekt steht er zeichenhaft für das, was Bauen ursprünglich bedeutet". Nämlich für die Idee von Licht, Material und Raum. Beispielhaft für Zumthors architektonische Haltung, den Menschen in diesem Sinne zu behausen, sind das Thermalbad in Vals in der Schweiz oder das Diözesanmuseum Kolumba in Köln. Schon im Jahr 2009 erhielt Zumthor den Pritzkerpreis. Er gehört zu den bedeutendsten Architekten der Gegenwart. Bemerkenswert an der Entscheidung des BDA ist nicht allein die Tatsache, dass der wichtigste deutsche Architekturpreis, der alle drei Jahre vergeben wird, erstmals an einen ausländischen Architekten vergeben wird - nach Preisen etwa für Ludwig Mies van der Rohe (1966), Günter Behnisch (1972) und zuletzt Axel Schultes (2014). Das könnte man vielleicht als kleine Hommage an den Zöllner und Mauerfetischisten Donald Trump werten - wüsste man ausweislich Trumps Immobilien nicht sehr genau, dass der US-Präsident zwar ein Mann des Bauens, zugleich aber auch ein Ignorant der Architektur ist. Bemerkenswert ist vor allem der Umstand, dass ein Architekt ausgezeichnet wird, der sich allen Strömungen, Ismen und sonstigen Affekten mit einer Geradlinigkeit widersetzt, die einem tatsächlich immer seltener begegnet im Reich des Bauens.

Architekten sind ja nicht nur Garanten der Baukultur - sie sind teilweise auch beteiligt an der Abschaffung derselben, indem sie sich den Vorstellungen der Investoren und Projektentwickler wehrlos beugen. Von Zumthor hört man immer wieder, wie "schwierig" doch das Bauen mit ihm sei. Klar, denn er hat eine Haltung. Dafür wird er ausgezeichnet. Man wünscht sich mehr Schwierige am Bau.

© SZ vom 06.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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