Architektur:Das Haus, das sich selbst aufbaut

(Foto: Ten Fold Engineering)

64 Quadratmeter Wohnraum aus der Kiste, der Traum moderner Nomaden. Eine englische Firma hat ein Falthaus entworfen, das sich selbst aufbaut. Das Basismodell gibt es ab Herbst im Handel.

Von Gerhard Matzig

Für die Werktätigen am Bau ist das eher keine gute Nachricht: Das Bauen wird immer einfacher. In Japan werden bereits Bau-Roboter eingesetzt. Und wenn sich der 3-D-Druck so weiterentwickelt, dann kommen bald die ersten komplexeren Häuser aus dem Drucker. In den Niederlanden sind es schon jetzt ganze Fassadenteile. Das französische Architekturbüro Multipod Studio arbeitet dagegen an der Do-it-yourself-Strategie. Ihr vorgefertigtes "Pop up"-Haus mit einer Wohnfläche von 150 Quadratmetern und Passiv-Standard kann von vier Männern in nur vier Tagen aufgebaut werden. Nötig ist lediglich ein Akkuschrauber. Das Motto des Büros: "Schnell und einfach."

Noch schneller und noch einfacher ist das "Haus, das sich selbst aufbaut". Es stammt von der südenglischen Firma Ten Fold, die sich auf Produkte spezialisiert hat, die sich durch das entsprechende konstruktive Gestänge "entfalten" können. Das einfachste Beispiel dafür wäre ein Teleskop-Wäscheständer. Aber auch Mondlandefähren sind nicht denkbar ohne Falttechnik. Origami gibt es eben auch als Technologie-Variante. Und diese kommt zunehmend in der Architektur zum Einsatz. Etwa so: Per Lkw wird eine neun Meter lange Kiste angeliefert, die sich innerhalb von zehn Minuten ohne äußere Hilfe und nur durch ein System aus Hebelkräften in 64 Quadratmeter Wohnraum verwandeln. Das Basismodell TF-64 soll es ab Herbst im Handel geben. Es kostet rund 110 000 Euro.

Die Lage der Türen und Fenster ist variabel - und es gibt Wände, Boden und Dach in verschiedenen Materialien und Farben. Das Falthaus soll ein Haus für moderne Nomaden sein. Denkbar ist aber auch, dass man Krankenhäuser in Krisengebieten aus Faltmodulen errichtet.

© SZ vom 05.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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