Archäologie:Kopflose Schönheit

Lesezeit: 1 min

Seit Jahren graben die Deutschen im Sudan nach Überresten der meroitischen Kultur. Über die aktuellen Fortschritte informiert das Ägyptische Museum in München beim "Naga-Tag"

Von Evelyn Vogel

Ihre Füße standen noch auf dem Altar im Sonnenhof des Amuntempels, daneben ein Opferbecken und ein Stapel Keramikteller. Der Rest von ihr war im Schutt der angrenzenden Räume verstreut: die Beine vom Rumpf getrennt, der Oberkörper in zwei Teile zerbrochen, der Kopf mit Diadem und Kronenuntersatz in kleine Stücke zerborsten. Erst im Laufe von mehreren Jahren hat man aus den türkisfarbenen Fayencestücken die Statue der Göttin Isis rekonstruiert - kopflos jedoch. Nun zählen sie und einige andere Objekte zu den Leihgaben, die die Republik Sudan dem Ägyptischen Museum in München auf fünf Jahre zur Verfügung gestellt hat, um die Pracht von Naga lebendig werden zu lassen.

Naga, jene Stadt im Königreich von Meroë, die ihre Blütezeit um 200 bis 250 vor Christus hatte, liegt weitab vom Nil, in der Steppe nordöstlich von Khartum, der Hauptstadt des Sudan. Drei Tempel haben die Jahrtausende überlebt; etliche weitere Ruinenhügel harren ihrer Erforschung. Seit 1995 wird in dem ein Quadratkilometer großen Ruinenfeld gegraben, finanziert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Bis 2012 war das Ägyptische Museum in Berlin federführend, seither sind die Münchner Kollegen zuständig.

Am Samstag, 19. September, lädt das Ägyptische Museum München wieder zu einem "Naga-Tag" ein, um über den aktuellen Forschungsstand zu informieren. Direktorin Sylvia Schoske spricht über die internationale Zusammenarbeit im Rahmen des Projektes. Das Projektteam wird Einblick in Grabung und Restaurierung vor Ort, in die historische, baugeschichtliche und kunsthistorische Auswertung und in die technologische Infrastruktur sowie die meroitischen Kunst, Kultur und Architektur geben. Ein Vortrag widmet sich der Rekonstruktion eines Tempels mit den Reliefs von König Amanikharekerema. Wie die Zukunft in Naga aussehen wird, darüber informiert der stellvertretende Direktor des Museums, Arnulf Schlüter.

Naga-Tag , Ägyptisches Museum, Arcisstraße 16, Samstag, 19. September, 10-18 Uhr, Anmeldung unter buchungen@smaek.de oder 289 27-630

© SZ vom 08.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: