Angeben für Anfänger:Blick zurück nach vorn

Das Jahr geht zu Ende, und zu Fondue und Raketen wird es wohl hauptsächlich ein Gesprächsthema geben. Lernen Sie deshalb mitzureden über: 2010.

Katharina Riehl

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(Foto: Hartmut Pöstges)

Das Jahr geht zu Ende, und zu Fondue und Raketen wird es wohl hauptsächlich ein Gesprächsthema geben. Lernen Sie deshalb mitzureden über: 2010. Was ist das? Das Jahr 2010 ist, beziehungsweise war, das Jahr zwischen 2009 und 2011. Es begann am 1. Januar 2010 um 0 Uhr und endet aller Voraussicht nach am 31. Dezember 2010 gegen 23:59 Uhr.  Das Jahr 2010 bestand wie die meisten seiner Vorgänger aus zwölf Monaten mit jeweils 28 bis 31 Tagen und vier Jahreszeiten - zumindest, wenn man den "Sommer" großzügig mitzählt. Ansonsten zeichnete sich das Jahr 2010 wie alle Jahre vor allem durch seine besonderen Ereignisse aus. Es gab mehrere unerwartete Naturkatatstrophen (Erdbeben, Flut, Aschewolke, Schnee im Dezember), einen neuen Bundespräsidenten, eine neue Bundeslieblingssängerin, einen inhaftierten Wetteransager, unschöne Enthüllungen einer Internetplattform und einen inhaftierten Chef einer Internetplattform. Für einen gepflegten Plausch am Fondue-Topf sollte das genug Stoff bieten - wenn Sie gewisse Fettnäpfchen meiden. Text und Bildauswahl: Katharina Riehl/sueddeutsche.de/ebc

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(Foto: dapd)

So machen Sie sich lächerlich: Davon ausgehend, dass Sie ihre Gespräche zum vergangenen Jahr vor allem mit Sektglas in der Hand und ein bisschen Glitzerstaub auf dem Kleid führen werden, sei eines empfohlen: Meiden Sie alles, was bei Ihrem Gegenüber für negative Stimmung sorgen könnte. Auf eine Silvesterparty gehört gute Laune, weshalb niemand darüber reden möchte, was in diesem Jahr mit unserer schönen neuen Währung passiert ist, oder davon, wie in Haiti die Erde bebte und eine ganze Nation zerstörte. Ein paar kritische Gedanken zu dem, was laut geführte Reden über eine angebliche Überfremdung unseres Landes für die Integration getan haben? Eine kurze Debatte über die Hartz-IV-Reform und die Sorgen der betroffenen Eltern? Nicht doch.

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(Foto: dpa)

So schinden Sie Eindruck: Viel besser kommt es doch an, wenn Sie all das zum Thema machen, was wir im Jahr 2010 alle gemeinsam erreicht haben für dieses Land. Wie wir zum Beispiel fast den Bau eines neuen Bahnhofs verhindert hätten, nur mit friedlichen Protesten auf der Straße. Oder wie wir beinahe die Wahl des Bundespräsidenten mitbestimmt hätten und sich der Wunschkandidatat vieler Deutscher fast durchgesetzt hätte. Und natürlich, wie wir um ein Haar die Laufzeitsverlängerung für Atomkraftwerke gestoppt und mit unseren Protesten eine neue Lösung für die Endlagerung gefunden hätten. Und dann sind wir noch fast Fußballweltmeister geworden. Mensch, das war schon toll. Und sollte Ihnen bei Überlegungen dieser Art wider Erwarten doch jemand widersprechen, ist zu empfehlen, es mit ihrem Finanzminister zu halten. Der sagte zu seinem Pressesprecher Michael Offer, als der ihm ordentlich auf die Nerven ging: "Reden Sie nicht, Offer". Und wenn Sie diesen Satz zitiert haben, können Sie auch gleich noch hieran erinnern: Mit gehöriger medialer Aufregung über Wolfgang Schäubles Fehlverhalten hätten wir dem CDU-Politiker ja auch fast das Ende seiner politische Karriere bereitet. Fast.

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(Foto: AP)

Zitieren Sie: ... natürlich einen Satz aus dem Jahr 2010 - anwendbar in ähnlichen Zusammenhängen wie der oben bereits erwähnte Ausspruch des Bundesfinanzministers. Angelo Sodano, Kardinaldekan in Rom, erklärte Papst Benedikt XVI. zur Debatte über Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche: "Heiliger Vater, das Volk Gottes ist mit dir und wird sich nicht von dem Geschwätz des Augenblicks beeinflussen lassen." Na dann: Frohes Neues!

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