Amerikanische Literatur:Fische schwammen ihm in die Hand

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Am 12. Juli 1817 wurde Henry David Thoreau geboren. Geburtstagsständchen für einen Flussphilosophen, Beerensammler, Hüttenbauer, Sklavenfluchthelfer, Steuerverweigerer und notorischen Neinsager.

Von Jutta Person

Arme Alse!", schreibt Henry David Thoreau in seinem Tagebuch des Jahres 1842 über den Wanderfisch, der im 19. Jahrhundert zum Industrialisierungsopfer werden sollte: "Immer noch durchstreifst du in deinem Schuppenpanzer das Meer, um an den Mündungen der Flüsse demütig nachzufragen, ob der Mensch sie vielleicht für dich offen gelassen hat. Halte die Flossen steif und schwimme wider alle Fluten, auf die du treffen magst". Müssen wir uns Thoreau als einen humorvollen Menschen vorstellen? Als Ironiker, trotz oder gerade wegen des heiligen Zorns, der seine bekanntesten Schriften durchzieht? Wer Humor in erster Linie als subtil-verdecktes Manöver begreift, wird angesichts der Fundamentalopposition, die Thoreau in vielen gesellschaftlichen Fragen bezog, wohl eher verneinen. Andererseits: seine Empathie für alle krummen, beladenen, aus der Norm gefallenen oder sonstwie ausgeschlossenen Kreaturen bot eine Humor-Voraussetzung, von der nicht zuletzt die Alse profitierte. Vor dem Hintergrund einer zivilisationskritischen Mensch-Fisch-Solidarität konnte der Schriftsteller und Philosoph durchaus komisch werden.

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