"American Pie: Das Klassentreffen" im Kino:Es wird niemals aufhören

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Als die erste Folge 1999 in die Kinos kam, war das ein wilder Ausbruch nach vorn, im Frontier-Bereich des amerikanischen Teen-Films. Der vierte "American Pie"-Film beschert uns nun "Das Klassentreffen". Jim, der einst so erbarmungslos um sein erstes Mal kämpfte, und seine Kumpel kommen wieder zusammen - und mit ihnen ganz unterschiedliche Entwürfe des Erwachsenseins.

David Steinitz

Auch die Komödie muss manchmal grausam sein. Ein Dreißigjähriger, der Begeisterung für die "Twilight"-Bücher simulieren muss, um mit den aufregenden Schulmädchen ins Gespräch zu kommen - was für ein Horror! Aber was zielführend ist, wird auch gemacht, so zelebriert es stoisch die "American Pie"-Saga, in bislang drei Kinofilmen und einigen DVD-Ablegern. Der offizielle vierte Teil, "Das Klassentreffen", versammelt nun die komplette Besetzung des ersten Films, dreizehn Jahre ist das her, zum nicht ganz runden Abschluss-Jubiläum.

Als die erste Folge 1999 in die Kinos kam, war das ein wilder Ausbruch nach vorn, im Frontier-Bereich des amerikanischen Teen-Films. Der hat seine Wurzeln in den Fünfzigern, bei Marlon Brando und James Dean, die brutal erste Tabus sprengten, später, in den Tanzfilmen der Achtziger - "Footloose!" -, begann er immer mehr erotisches Terrain abzutasten. Teeniefilme waren stets eine Provokation, weil sie die wilden Begierden der Kids enthüllten, die man fälschlicherweise noch für Kinder hielt. Bald fühlte sich das Genre im Extremen am wohlsten, im Horrorkino, in der derben Sex-Comedy.

Die "American Pie"-Kids gaben einen schrägen Einblick in den amerikanischen Mittelstand, eine Welt, vom Mythos der Prom Night beseelt. Im Ritual des Abschiedsballs wollten sie sich von der Provinz lösen, von den weißen Häusern und grünen Gärten, die im ersten Bierrausch verwüstet werden mussten. Die kultigen Youngsters mit dem Alter konfrontieren - Wes Craven hat das bereits letztes Jahr lustvoll-ironisch probiert, in seinem vierten "Scream"-Film.

Konfrontiert mit einer neuen Generation regelrecht konservativ

Jon Hurwitz und Hayden Schlossberg, die für ihre überdrehten "Harold & Kumar"-Comedys bekannt sind, haben den finalen "American Pie" geschrieben und inszeniert. Der gutmütige Jim (Jason Biggs), der einst so erbarmungslos um sein erstes Mal kämpfte, und seine vier Kumpel kommen wieder zusammen, ganz unterschiedliche Entwürfe des Erwachsenseins.

Aber auf dem Klassentreffen ist es plötzlich egal, wie sehr man sich verändert haben mag: Alle rutschen in die alten Rollen zurück - und wieder sind sie besessen von ihren Männerphantasien. Gemein, wenn die Unsicherheit vor den Mädchen ebenso groß ist wie das Begehren - eben daraus resultierte schon immer der Witz der Serie.

Die "American Pie"-Helden waren die erste Generation, die in der Pubertät auch noch die ominöse Welt des Online-Sex erkunden musste, aber nun, konfrontiert mit einer neuen Generations, kommen sie sich regelrecht konservativ vor. Besonders gnadenlos treiben es Seann William Scott als aufgedrehter Stifler - er hat als einziger Pie-Held noch eine nennenswerte Filmkarriere hingelegt - und Eugene Levy als Jims Vater. Er, die lustigste Nebenfigur, lehrt die Jungs, dass das Begehren niemals aufhören wird.

AMERICAN REUNION, USA 2012 - Regie, Buch: Jon Hurwitz, Hayden Schlossberg. Mit: Jason Biggs, Chris Klein, Thomas Ian Nichols, Seann William Scott, Eugene Levy . Universal, 113 Minuten.

© SZ vom 30.04.2012/ihe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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