Ein Bild zu viel und das ganze Programm gerät auf die falsche Bahn. Doch so ist manchmal das Theater, es sagt "gestern", denkt dabei effektvoll unscharf "heute" mit - und verhaspelt sich. Nach Mitternacht zieht sich im Papstpalasthof von Avignon Martin von Essenbeck, der letzte Sprössling einer Stahlunternehmerdynastie, die wie Krupp mit den Nazis kollaborierte, nackt aus und böllert dann von der Bühne mit dem Maschinengewehr um sich ins Publikum. In der Vorlage zu dieser Aufführung, in Luchino Viscontis Film "Die Verdammten", steht Martin am Schluss schweigend vor seiner Mutter und deren Liebhaber, die er in den Tod schickte, und hebt die Hand zum Hitlergruß. Er ist kein "Bataclan"-Terrorist und kann es nicht sein. Ein Missverständnis. Dabei war sonst fast alles richtig bei der Eröffnungspremiere des wichtigsten französischen Theaterfestivals, der besten seit Jahren.
Theaterfestival Avignon:Die Katastrophe des Federflugs
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Das Theaterfestival in Avignon eröffnete mit einer grandiosen Bühnenversion von Viscontis "Die Verdammten".
Von Joseph Hanimann