Weitere Briefe:Unrecht und Musik

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Ein Leser zweifelt angesichts des Prozesses gegen türkische Kommunisten in Deutschland an der Qualität des deutschen Rechtswesens. Ein anderer hat sich sehr gefreut über den aus seiner Sicht brillanten Nachruf auf Fats Domino.

Rechtlich zweifelhafter Prozess

Der Artikel "Lebensgefährliche Hochsicherheit" vom 21./22. Oktober provoziert einige Fragen zur Qualität des deutschen Rechtswesens. 1. Das Mitglied der türkischen kommunistischen Partei ML wurde in der Türkei wegen dieser Mitgliedschaft mehrfach gefoltert. Jetzt steht er in Deutschland wegen dieser Mitgliedschaft vor Gericht. Meiner Ansicht nach widerspricht das dem Grundsatz, dass niemand zweimal wegen derselben Sache bestraft werden darf. 2. Laut Verfassungsschutz ist die Partei, deren Mitglieder in München vor Gericht stehen, seit den 90er-Jahren, also seit rund 30 Jahren, keine Gefahr für Deutschland. Bringt der Prozess überhaupt mehr Sicherheit für die Einwohner Deutschlands? 3. Das Gericht diskutiert über einen Deal, ein Geständnis gegen eine kürzere Haftzeit. Als Mitglied von Amnesty International weiß ich von verschiedenen Staaten, in denen die Behörden Geständnisse erzwingen durch Androhung schlimmer Folgen für die Häftlinge. In Deutschland wird zwar nicht gefoltert, aber für die betroffene Person, Mehmet Yeşilçalı, wirkt längere Haft wie eine Fortsetzung der Folter. 4. Wie sieht es mit den Beweisen gegen die Angeklagten aus? Sie stammen wahrscheinlich aus der Türkei, die weder unter der Militärregierung noch jetzt ein Rechtsstaat war und ist. Was sind solche "Beweise" wert? Folgerung: Der Prozess erscheint nicht nur menschlich, sondern auch rechtlich höchst zweifelhaft; er sollte möglichst bald abgebrochen werden. Herr Yeşilçalı sollte umgehend und ohne Bedingungen freigelassen werden; ihm ist die notwendige ärztliche Behandlung zu ermöglichen. Michael Soeding-v. Blomberg, Neubiberg

Ja, Fats Domino war ein Großer

"Der Ur-Pop-Star" vom 26. Oktober: Jens-Christian Rabe hatte vor, einen Nachruf auf Fats Domino zu schreiben, und heraus kam eine Hommage. Besser geht es nicht! Binnen Sekunden wurde ich in die Fünfziger und beginnenden Sechziger, in die Hochzeit des Rock 'n' Roll versetzt, und Fats Domino war mittendrin, und ich war dank AFN Munich aktuell dabei. Fats Domino war kein Rock'n'Roller, meiner Meinung nach. Als außergewöhnlicher Blues- und Boogiepianist hat er im Laufe der Fünfzigerjahre diesen typischen Fats-Domino-Sound entwickelt. Wunderbar der Hinweis des Autors auf Pat Boone. Wenn ein Schlagersänger "Ain't That a Shame" singt, ist das ungefähr so, als wenn Helene Fischer "Roll Over Beethoven" singen würde. Einfach schrecklich, diese Vorstellung! Ja, Fats Domino war ein Großer. Übrig bleiben noch Little Richard und Jerry Lee Lewis, zwei Rock'n'Roller aus der damaligen Zeit. Mir fällt auch noch Dion DiMucci in diesem Zusammenhang ein, und angeblich tingelt er heute noch durch die USA. Rupert Lindenberg, München

© SZ vom 04.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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