Weitere Briefe:Krieg und Bilder

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Wie bebildert man einen Artikel über die Eta, die die Waffen abgibt? Doch sicher nicht mit einem Foto von kämpferischen Eta-Mitgliedern? Und warum wird Giftgas geächtet, Minen und Streubomben aber nicht? Das fragen Leser.

Gegen die zementierten Bilder

"Eta legt die Waffen nieder" vom 8./ 9. April und "Offiziere und Friedensstifter" vom 5. April: In beiden Artikeln hat die SZ über eine sehr positive politische und gesellschaftliche Entwicklung berichtet: Eine wahrlich rare Angelegenheit in dieser Periode des Weltgeschehens! In "Offiziere und Friedensstifter" ging es um eine Bewegung (keine Partei), die einige Ex-Generäle der israelischen Armee kürzlich gegründet haben, mit dem Ziel, die Risse, die Israels heterogene Gesellschaft durchziehen, zu kitten - und dies durch Stärkung von Werten wie Solidarität, Gleichheit und Gerechtigkeit. Und was für ein Bild liefert dazu die Redaktion? Israelische Soldaten simulieren einen Angriff auf ein nachempfundenes libanesisches Dorf. Da musste ich zweimal hinschauen: Kann das sein?

Drei Tage später bringt die SZ eine weitere erfreuliche Nachricht: Die Eta hat die Waffen niedergelegt und zelebriert die Übergabe. Und was für ein Bild zeigt die Redaktion hierzu? Die alte Eta, maskierte Männer mit hochgereckten Fäusten. Als wolle man dem Leser eine vergangene, hässliche Realität noch einmal ins Bewusstsein zementieren und die Veränderung weder den Akteuren noch der Gemeinschaft gönnen. Prof. Yaara Tal, München

Minen sind genauso schrecklich

"Warum ist Giftgas geächtet, Bomben sind es aber nicht?" vom 15./16./17. April: Die schrecklichen Erfahrungen mit Giftgas aus dem Ersten Weltkrieg sind Grund genug, diese Mittel der Kriegsführung zu ächten. Aber sind die Erfahrungen mit Streubomben und mit Personenminen nicht mindestens genauso grausam wie mit Giftgas? Die Opfer von Minen gibt es nicht nur während des Krieges, sondern auch noch Jahre und Jahrzehnte danach. Und Opfer von Landminen sind in der Regel nicht "zielgenau" Soldaten, sondern Frauen, Kinder und Männer, die mit dem Krieg, zu dessen Zweck sie abgelegt worden sind, rein gar nichts zu tun haben können.

Trotzdem werden sie weiter - von allen - produziert, obwohl die Unschädlichmachung der noch überall herumliegenden Waffen noch Jahrzehnte dauern dürfte. Auch der Einsatz von Splitterbomben, deren Namen schon ihre "Zielgenauigkeit" beschreibt, wird nicht allgemein geächtet, sondern sie werden sogar von den Armeen der "Guten" eingesetzt. Die Frage, warum solche Waffen nicht geächtet sind, hat auch damit zu tun, wer an der Produktion solcher Mordwerkzeuge verdient. Und da fällt mir kein Land ein, in dem das nicht passiert. Ich würde die Frage also anders stellen: "Warum wird der Krieg als solches nicht geächtet?". Die Antwort können sicher gern Heckler und Koch und Konsorten geben. Thomas Spiewok, Hanau

Reitzle dreht den Strick

"Ist Reitzle der Richtige für Linde?" vom 7. April: Man muss den Arbeitnehmern und den Gewerkschaften zustimmen, wenn sie sich massiv dagegen wehren, dass über ihre Köpfe hinweg das Unternehmen Linde mit dem US-Konkurrenten Praxair fusioniert werden soll. Tausende deutsche Arbeiter können doch nicht gutheißen, dass sie ihren Job hergeben sollen, damit ihr Unternehmen Weltmarktführer werden kann.

Die Gewerkschaften zweifeln daher mit Recht an Lindes Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle, der auf deutscher Seite vehement und verantwortlich den Strick dreht, der sehr vielen Menschen zum Verhängnis zu werden droht. In der Tat dürfte Reitzle auf deutscher Seite der Einzige sein, den durch die Linde-Fusion ein lukrativer Posten erwartet. Als möglicher Präsident des fusionierten Unternehmens würde der Manager einen stolzen Reibach machen und ein Mehrfaches vom bisherigen Gehalt kassieren. Schon früher ist der Auto-Manager bei Arbeitnehmern angeeckt, nämlich mit seinem abwegigen Buch "Luxus schafft Wohlstand". Dr. Heinz Kornetzki, Bad Wörishofen

© SZ vom 25.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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