Weitere Briefe:Kinder, Kinder

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Kind, Nachttopf - und Isetta

"Das Streiflicht" vom 7. November: Wenngleich heute die seinerzeitigen fahrbaren Untersätze teilweise belächelt werden, so waren sie damals ein erstes Zeichen für einen Aufschwung der wirklich armen Wirtschaftswunderkinder. Zum Beispiel die BMW Isetta 300 ccm, Spitze: bergab 90 Stundenkilometer, rot-weiß, Faltdach = Notausgang! Nicht nur Knutschkugel und Rennsemmel, sondern auch Schlaglochsuchgerät. Mein "Gerät" war aus fünfter Hand. Die vierte Hand war ein Mechaniker gewesen, der die Isetta wieder hergerichtet hatte. Wir hatten von einem Schwimmbadbau blaue Kautschukfarbe bekommen, da das Dach undicht wurde. Jetzt war es wieder dicht. Der Schalthebel links, für Linkshänder sehr praktisch, war auf einmal allein in meiner Hand. Rechts ranfahren und wieder einschrauben.

Mit Kind, Nachttopf und Kegel waren wir zu dritt unterwegs. Wenn der Motor spuckte, Vergaser reinigen, denn vom Blechtank rieselte Rost in das Benzin. Laster überholen war nur in der Kurve einer Steilstrecke möglich. Verschaltet! Hinterachse kaputt. Ein angeheiterter VW-Fahrer raste mit uns in 1,5 Meter Schleppseilabstand bis zu unserem Schrotthändler. Der schweißte aus einer anderen Alt-Isetta die heile Achse raus. Sie glühte noch, als er sie in den Kofferraum seines Mercedes 300 SL warf und mit mir zum 80 Jahre alten Mechaniker brachte. Unser zweijähriger Sohn war entsetzt, als wir später die Isetta endgültig zum Schrottplatz bringen mussten. Wolfgang Himmelreich, Eichenau

Bitte keine süße Fratzen

"Recht am eigenen Kinderbild" vom 9. November: Die SZ schreibt einen Artikel über das "Recht am eigenen Kinderbild" und veröffentlicht dann selbst sechs Kinderbilder. Warum sind Sie nicht mit gutem Beispiel vorangegangen und haben diesen Artikel ganz ohne Bilder abgedruckt? Weil auch die SZ weiß, dass sich süße Fratzen rechnen. Und was besagt schon, dass die Rechte der Bilder vertraglich geklärt sind - mit den Eltern? Haben Sie denn die sechs Kinder auf den Bildern persönlich gefragt, ob sie wirklich am Donnerstag, dem 9. November 2017, weltweit auf Seite 10 (Panorama) der SZ erscheinen wollen? Sie könnten argumentieren, dass doch die Anonymität der Kinder gesichert sei (soweit das in unserer vernetzten Gesellschaft überhaupt möglich ist). Aber machen nicht gerade solche Veröffentlichungen Lust, sich mit den Bildern seiner Kinder selbst zu profilieren? Michael Dufter, München

© SZ vom 20.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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