Weitere Briefe:Brasilien und Pubertät

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Brasilien ist nach Meinung eines Lesers ein wunderschönes Land mit unglaublicher Natur, interessanter Kultur und netten Menschen. Doch die Gesellschaft habe auch dunkle Seiten, schreibt er. Ein anderer plädiert bei pubertierenden Jugendlichen für Geduld und Vertrauen.

Brasiliens dunkle Seiten

"Blick in den Abgrund" vom 14./15. April: Der Artikel zeigt einen Teil der Probleme Brasiliens auf. Ein anderer: Oft vergessen von der Weltöffentlichkeit, sind es auch zahlreiche Bauern- und Umweltaktivisten, die zumeist in ländlichen Regionen des Landes ermordet werden. Und Vertreter der Indigenen-Verbände. Vermutete Auftraggeber: die Holzindustrie oder Großgrundbesitzer. Ex-Präsidentin Dilma Rousseffs Vorstoß, einen Großteil des Regenwaldes unter Naturschutz zu stellen, wurde nach ihrem Sturz durch den neuen Senat gleich rückgängig gemacht. Auch Homosexuelle haben es im modernen Brasilien nicht leicht. Obwohl sie der Staat (offiziell) nicht verfolgt, werden viele durch einen Teil der Bevölkerung drangsaliert. Gerade in ländlichen Regionen ist man selbst in seinen Privaträumen vor Mördern nicht sicher. Aber auch in den Großstädten gibt es immer wieder spektakuläre Fälle, die im ganzen Land oder sogar auf dem Halbkontinent Aufsehen erregten. Brasilien ist das Land mit der höchsten Rate an ermordeten Homosexuellen weltweit, sogar noch vor den schlimmsten Diktaturen. Das alles zeigt die Problematik eines wunderschönen Landes, das trotz seiner unglaublichen Natur, Kultur, Literatur und seiner Fröhlichkeit nicht die Kraft hat, den Menschen restlos als Individuum anzuerkennen.

Thomas Fix, Frankfurt am Main

Dann öffnet sich der Mensch

"Es sind gute Gehirne" vom 14./15. April: Vielen Dank für den hervorragenden Artikel zum Thema Pubertät. Wir haben selbst zwei Töchter im Alter von 16 und 18 Jahren und erfahren immer wieder, dass es nicht um Warnen, sondern um Vertrauen geht. Ein Mensch entwickelt sich am besten, wenn man seinen Spuren begleitend folgt, statt ihm Worst-Case-Szenarien einzupflanzen. Ich arbeite seit knapp 20 Jahren im kreativen Bereich mit Jugendlichen in der Psychiatrie und im Strafvollzug und erfahre dort immer wieder genau das, was Kathrin Zinkant geschrieben hat: dass es darum geht, "frühreife Kinder, risikoaffine Teens und rebellierende junge Erwachsene als Menschen anzuerkennen, die sich in einer sinnvollen, kreativen und ausgesprochen produktiven Lebensphase befinden". Sobald dies geschieht, öffnet sich der Mensch und entwickelt sich noch weiter, als es sein inneres Wachstum "vorhatte". Es wäre schön für uns alle und unsere Zukunft, wenn sich solch eine Perspektive weiter verbreiten würde.

Rudolf Söllner, Aschau

© SZ vom 19.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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