Weitere Briefe:Bildung und Außenpolitik

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Ein Leser hält die Aussage, das Bildungsniveau sei über die Jahre gesunken, für pauschal und daher auch für falsch. Eine Leserin hofft im Zusammenhang mit Donald Trumps Tendenz zur Spaltung der westlichen Staaten auf deren Resistenz.

Höhere Bildung für alle

" Das Niveau ist gesunken" vom 11. Juni: Der pauschalen Aussage, das Niveau des Abiturs sei über die Jahre und Jahrzehnte stetig gesunken, möchte ich widersprechen. Nach wie vor gibt es enorme regionale Unterschiede. Dass das bayerische Abitur - mit zwei Pflichtfächern Deutsch und Mathematik - eine ganz andere Herausforderung darstellt und insofern auch eine andere Wertigkeit - etwa beim Hochschulzugang - genießen sollte als eine zum Beispiel in Hamburg abgelegte Prüfung, ist offensichtlich. Dass, um beim bayerischen Abitur zu bleiben, die Anforderungen heute geringer wären als vor 30 Jahren, ist schlichtweg falsch. Was ich aus dem Vergleich meiner eigenen (1987) mit der Erfahrung meiner Tochter (2018) sagen kann.

Warum aber ist dann die Abiturientenquote kontinuierlich und signifikant gestiegen? Vor allem aus soziologischen Gründen. Seit den 70er- und 80er-Jahren kommen Kinder auf die Gymnasien, für die dieser Bildungsweg früher überhaupt keine Option gewesen wäre: Kinder aus Arbeiterfamilien, Kinder aus Migrantenfamilien. Die schulische und akademische Bildung haben im Nachgang der "68er" ihren elitären Charakter verloren, wurden demokratisiert - was man bejubeln oder bedauern kann, faktisch aber im Prinzip allen Schichten "höhere Bildung" und gesellschaftlichen Aufstieg ermöglicht.

Oliver Meyer, München

Gemeinsamkeit macht stark

"Projektion und Wirklichkeit" vom 11. Juni: Kann man in dieses Foto vom G-7-Gipfeltreffen in Kanada wirklich die Hoffnung projizieren, von der in dem Begleittext die Rede ist? Die Aufnahme drückt eine sehr beunruhigende Realität aus. Nicht Angela Merkel drängt "den renitenten Donald Trump in die Defensive", sondern ein desinteressierter Trump hört gar nicht zu - Gestik und Mimik sind eindeutig. Mit dem Wissen, wie Trump bisher mit "Freunden und Feinden", mit Verträgen und Vertragspartnern umgegangen ist, kommt mir die Aufregung um Trumps per Twitter zurückgenommene Zustimmung zum Abschluss-Kommuniqué ziemlich naiv vor. Wenn es eine Hoffnung gibt, die ich diesem Foto entnehme, dann die, dass alle Verantwortlichen einsehen, nur gemeinsam Trump Paroli bieten zu können. Aber mit Blick auf die EU und die restliche Welt ist diese Hoffnung verschwindend klein.

Barbara Nyiondi, Bühl

© SZ vom 21.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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