Verkehr:Was auf Straßen abgeht

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"Verkehrssündern" drohen in Zukunft höhere Bußgelder. Eine Leserin erzürnt, dass das so lange gedauert hat. Das Wort Sünder für Verkehrsteilnehmer, die Menschen gefährden, hält sie für verharmlosend. Eine andere erzählt, was bei ihr in Hessen auf den Straßen los ist.

"Verkehrssünder sollen härter büßen" vom 30. April/1. Mai:

Die Ordnungsmacht versagt

Wir leben in einer Zeit, in der Unachtsamkeit, Egoismus, Respektlosigkeit an der Tagesordnung sind. Nach dem Motto: Freie Fahrt für freie Bürger. Leider muss man der Ordnungsmacht im gewissen Sinne ein Versagen vorwerfen. Es fängt im Straßenverkehr in den Städten an und setzt sich fort auf Autobahnen. Wie kann man zulassen/zusehen, dass zu viele Verkehrsteilnehmer seit Jahren schon ständig Regeln missachten? Bei Rot einfach durchfahren (ist schon Normalität); vorgeschriebene Geschwindigkeiten nicht einhalten; mit Handy in der Hand am Steuer sitzen. Das sind nur einige, aber gravierende Verstöße im täglichen Leben.

Ich wohne in der Landeshauptstadt von Hessen, bin 69 Jahre alt und fahre seit 1969 unfallfrei. Was hier auf den Straßen von Wiesbaden abgeht, kann einem den Spaß am Autofahren nehmen. Warum gibt es nur so wenige Blitzer in der Stadt? Warum keine Verkehrskontrollen? Das frage ich mich immer wieder. Die Polizei müsste mehr Präsenz zeigen, aber wahrscheinlich reicht die Man-/Womanpower nicht aus, um das umsetzen zu können.

Hinzu kommen noch (Groß-)Baustellen, die - ich vermute - Aggressivität erzeugen. Denn man will ja fahren und nicht stehen oder schleichen. Wer das auch noch Tag für Tag im Zusammenhang mit dem Beruf erlebt, bei dem steigt sicher der Blutdruck. Ich bin gespannt, was der neue Verkehrsminister sich einfallen lässt. Das Auto, der Deutschen liebstes Kind... und dann noch die Autoindustrie, die heilige Kuh...

Margit Walther-Zahn, Wiesbaden

Straftäter, keine Sünder

Autofahrer, die die Straßenverkehrsordnung missachten und damit Gesundheit und Leben von Mitmenschen gefährden, sind kleine "Verkehrssünder" - diesen Eindruck erwecken Veröffentlichungen zu Unfällen im Straßenverkehr oder Gerichtsurteile zu Rasern und Verursachern von schweren Verkehrsunfällen. So ist das in Deutschland. Hinter dem Steuer des Pkw ist man kein Straftäter mehr. Selbst dann nicht, wenn die Fahrer und Fahrerinnen durch Raserei, Drängeln und Alkohol am Steuer Menschen verletzen und töten oder zumindest in Kauf nehmen, dass andere gefährdet werden. Klaut jemand im Laden, ist er ein Ladendieb und wird hart bestraft. Nach der Logik, mit der Autofahrer, die Menschenleben gefährden, nur "Verkehrssünder" genannt werden, sind Diebe und Betrüger aber allenfalls "Eigentumssünder". Diese Bezeichnung halte ich für gerechtfertigt, weil bei einem Diebstahl niemand verletzt wird. So wie der Umgang mit Waffen eine besondere Eignung und einen sorgfältigen und vorsichtigen Umgang voraussetzt, so erfordert auch das Fahren eines Autos eine besondere Vorsicht und Rücksichtnahme. Das Auto ist eine tödliche Waffe in den Händen von Menschen, die die Straßenverkehrsordnung als Einschränkung ihrer persönlichen Freiheit betrachten. Übertretungen der Straßenverkehrsordnung sind keine Sünden, sondern Vergehen und Straftaten, die auch so genannt und entsprechend geahndet werden müssen.

Maria Schweizer-May, Köln

© SZ vom 18.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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