Tellkamp/Grünbein:Leiser und klüger

Lesezeit: 1 min

In der Dresdner Diskussion der beiden Autoren war Uwe Tellkamp der Lautere, Durs Grünbein der Leisere. Seine klugen Beiträge sind in den Medien zu kurz gekommen.

"Dichter an der Wahrheit" vom 12. März:

Uwe Tellkamp war der Lautere in der Dresdener Diskussion. Die Art seiner Artikulation erinnerte mich an Verhöre, waren in einem autoritären Ton gehalten, während Durs Grünbein, der Leisere, wesentlich klügere Beiträge von sich gegeben hat. Besonders sein Eingangsstatement über Lüge und Wahrheit, über Macht und Freiheit hätte es verdient, ausführlich zitiert zu werden. Vor allem auch seine Auffassung vom souveränen, freien Menschen, der in einer Demokratie nicht Opfer sei, sondern Gestalter, sodass die Zustände immer auch auf die Menschen selbst zurückwiesen. Sein Eingangssatz - angelehnt an Hannah Arendt -, der Sinn aller Politik sei Freiheit, nicht Machterhalt oder Revierverteidigung sollte immer eine Schlagzeile wert sein. Die Skandalisierung hilft nur zum Teil weiter - natürlich möchten wir wissen, was Uwe Tellkamp gesagt hat, aber ist nicht der Wandel nach rechts eine Mahnung, Aufklärung, die Universalität der Menschenrechte, die Würde aller Menschen, die Freiheit und unsere Verantwortung für den Erhalt der Demokratie wieder ins Bewusstsein zu bringen? Ilse Onnasch, Breitbrunn

Wo ist der Unterschied?

Wann hört endlich das ewige Verständnis auf für rechte Künstler und Intellektuelle? Ein Schriftsteller, der mit der AfD und Pegida sympathisiert, kann doch nicht von Verlag, Kollegen und Presse in Schutz genommen werden. Normal sollte sein, dass er scharf kritisiert wird. Dass sich der Suhrkamp Verlag von Uwe Tellkamp distanziert hat, ist vollkommen richtig. Auf anderen Gebieten ist man doch auch nicht so zimperlich. Völlig zu Recht wird diskutiert, ob Filme des Regisseurs Dieter Wedel, der verdächtigt wird, übergriffig und gewalttätig zu sein, jemals wieder im Fernsehen gezeigt werden können. Wo bitte ist der Unterschied zwischen Sexismus und Rassismus? Bei Genderfragen funktioniert es doch auch, den Künstlern Breitseite zu geben, warum nicht, wenn sie Rassisten sind? Oder Biedermänner. Oder Brandstifter. Eliz Simon, Vellberg

© SZ vom 17.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: