SZ-Werkstatt:Von Angesicht

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Heiner Effern, 43, studierte in München Germanistik und Politik. Nach einem Volontariat im Süddeutschen Verlag wurde er 2002 Oberbayern-Korrespondent der SZ. (Foto: Veronica Laber)

Nur das persönliche Gespräch zählt: Wie Oberbayern-Korrespondent Heiner Effern sich auf den Gipfel in Elmau vorbereitet.

Die große Weltpolitik im beschaulichen Schloss Elmau. Oberbayern-Korrespondent Heiner Effern erzählt, wie er sich auf dieses Großereignis vorbereitet:

Als die Bundeskanzlerin am 23. Januar 2014 bekannt gab, dass sie den G-7-Gipfel in Schloss Elmau abhalten will, war ich auf Recherche im Berchtesgadener Land. Der erste Gedanke: das Werdenfelser Land, schon wieder. Gerade war Ruhe eingekehrt nach zwei gescheiterten Bewerbungen um Olympische Winterspiele. Der zweite Gedanke: Wie bekomme ich die Handynummer von Hotelchef Dietmar Müller-Elmau? Die stand freundlicherweise auf der Homepage seines Fünf-Sterne-Hauses. Am Vormittag darauf trank ich mit ihm in seinem Hotel Tee, und er schilderte mir seine Welt.

Doch nicht alle Bewohner des Voralpenlandes plaudern so offen mit ihnen unbekannten Journalisten. Im Gegenteil: Viele sind misstrauisch, wenn die von draußen erfahren wollen, was los ist unter der Zugspitze. Da ist es von Vorteil, dass ich viele Leute von den Olympia-Bewerbungen kenne. Nur im persönlichen Gespräch lässt sich Vertrauen aufbauen. Nur so bekomme ich die Kontakte, um auch an den Gipfeltagen so schnell wie möglich die richtigen Gesprächspartner ans Handy zu holen. Und nur so ruft mich ein Einheimischer an, wenn in seiner Straße ein Auto brennen sollte.

Parallel dazu besuche ich in München seit Monaten viele Pressekonferenzen. Auch solche, die keinen großen Ertrag versprechen. Denn auch bei der Polizei oder gerade bei den G-7-Gegnern gilt: Nur wenn man ein Gesicht kennt, baut sich eine Beziehung auf. Die ist Voraussetzung dafür, dass man auch beim Stress des Gipfels nicht als Letzter informiert wird, wenn etwas passiert. Und dass ein wichtiger Gesprächspartner ans Handy geht, wenn er andere Nummern wegdrückt.

© SZ vom 06.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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