Professionell fernsehen? Medien-Redakteurin Katharina Riehl berichtet, dass das heutzutage mehr ist, als sich durch die Sender zu zappen: "Menschen, die mich schon länger kennen, haben mit einer gewissen Heiterkeit zur Kenntnis genommen, dass ich es tatsächlich geschafft habe (neben anderem natürlich), fürs Fernsehen bezahlt zu werden. Schon meine Facharbeit in der Schule schrieb ich über eine TV-Serie, über den Einfluss von Formaten wie Beverly Hills 90210 auf das Essverhalten junger Frauen. Meine Zulassungsarbeit zum Staatsexamen in Linguistik handelte von geschlechtsstereotyper Kommunikation in Sitcoms wie Friends.
Seit bald fünf Jahren schreibe ich nun regelmäßig für die SZ über Fernsehfilme und Serien, und in dieser Zeit hat sich das Feld unserer Berichterstattung so radikal verändert wie seit der Einführung des Privatfernsehens nicht mehr. Wir beobachten nicht nur, was ARD und ZDF, Sat 1 und RTL an Programmen bieten. Durch Pay-TV-Anbieter wie Sky und Streamingdienste wie Netflix und Amazon sind in Deutschland zusätzlich auch noch unzählige amerikanische, skandinavische oder britische Serien zu sehen. Wer das alles im Blick behalten will, sitzt abends nur noch sehr selten auf der Couch und zappt einfach mal ziellos durchs Programm.
Wenn wir Serien wie Game of Thrones mit dem durchschnittlichen ARD- oder ZDF-Film vergleichen, stellt sich uns natürlich unweigerlich die Frage, ob man das öffentlich-rechtliche Quotenfernsehen tatsächlich noch genauso ernst nehmen kann wie die internationalen Produktionen mit inhaltlich und visuell völlig anderen Ansprüchen. Andererseits ist es dann doch wieder erstaunlich, wie viele Leserbriefe zu einem Text über den Tatort oder zu einem politisch interessanten Fernsehfilm man bekommt, obwohl doch angeblich niemand mehr linear deutsches Fernsehen sieht."