SZ-Werkstatt:Kein Ende in Sicht

Harald Eggebrecht erklärt, wie er und seine Kollegen für die Stil-Beilage Geheimnisse finden. Er ist zuversichtlich: Die Geheimnisse werden nie ausgehen.

Wie kommt man einem Geheimnis auf die Spur? Jede Woche sind 150 Zeilen auf der Rätselseite der Wochenendausgabe ("Stil", Seite 5) zu füllen, in denen eine Geschichte erzählt werden soll von sonderbaren Begebenheiten, die Welt verändernden Entdeckungen und Erfindungen, von archäologischen Sensationen oder naturwissenschaftlichen Rätsellösungen. Selbstverständlich gehören dazu auch ungelöste Kriminalfälle, Scharlatanerien und jede Menge Seltsamkeiten.

Zuerst sucht man im eigenen Fundus, den jeder in irgendeinem Winkel angehäuft hat mit Erotica et Curiosa. Das gilt auch für jemanden, der gemeinhin als Musikkritiker wahrgenommen wird, dessen Interessen aber sehr viel weiter reichen: von der Vor- und Frühgeschichte des Menschen bis in die Gegenwart, von der Literatur aller Zeiten und Länder bis zum Comic. Überall gibt es da Geheimnisse, Rätselhaftes und Neugier Weckendes. Daher war es fast selbstverständlich, die ganze Serie mit einer Entzifferung zu beginnen, nämlich mit den altägyptischen Hieroglyphen, die noch bis ins vierte nachchristliche Jahrhundert gelesen werden konnten. Dann ging die Kenntnis verloren und sie wurden zur Bilderschrift reiner Esoterik, bis der Franzose Champollion sie entschlüsseln konnte.

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(Foto: Süddeutsche.de)

Harald Eggebrecht hat Literatur-, Musik- und Kunstwissenschaften studiert und ist seit der Promotion in diesen "Ländereien" unterwegs. Leidenschaftlich liebt er das Kino, die Osterinsel und Tasmanien und sucht jedes Gespräch.

Doch kein Mensch hat einen unbegrenzten Geheimnisvorrat parat, also muss man lesen, recherchieren und vor allem Kollegen fragen, ob sie nicht auch ein paar unaufgeräumte Ecken haben, in denen Absonderlichkeiten, Dollereien und interessanter Unfug sich stapeln. In diesen Ecken stecken auch heimliche Wünsche, abseitige Interessen, Liebe zu Komischem oder Kitsch und Ähnlichem mehr. Siehe da, plötzlich gibt es einen ungeahnten Reichtum, eine verblüffende Vielfalt an Geheimnisvollem und Ungeheurem. Und kein Ende ist in Sicht.

© SZ vom 02.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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