SZ-Werkstatt:Geburtstagsbeilage

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Am Dienstag, 6. Oktober, erscheint die Beilage zum 70. Geburtstag der "Süddeutschen Zeitung". Joachim Käppner erinnert daran, was die jungen Leute in diesen sieben Jahrzehnten in der Redaktion bewirkt haben und bewirken.

Von Joachim Käppner

Jede Generation ist, so war das schon bei den Höhlenmenschen, der festen Überzeugung, dass früher alles - na gut: das meiste - besser war und dass es mit den jungen Leuten von heute so nicht weitergeht. Auf dieses Phänomen stößt unweigerlich, wer sich, wie die Kollegen Nina Bovensiepen, Peter Fahrenholz, Christian Mayer und ich, daran macht, sieben Jahrzehnte einer Zeitung zu examinieren. Am kommenden Dienstag, dem 6. Oktober, feiert die SZ ihren Siebzigsten und erinnert in einer lokalen und einer überregionalen Beilage an den langen Weg, den sie als erste von den Amerikanern lizensierte Zeitung Bayerns zur auflagenstärksten überregionalen Tageszeitung Deutschlands nahm. Man findet etwa alte Texte, die im obigen Sinne beklagen, dass früher fast alles besser war - und die genau das Gegenteil belegen. Verfasst wurden sie nämlich von einigen SZ-Redakteuren der ersten Stunde, die in der Nazizeit laut und böse mitgeschrien hatten und nach 1945 den älteren Besserwisser herauskehrten: Das können die jungen Leute doch gar nicht beurteilen . . .

Erfreulicherweise waren es dann immer wieder die Jungen, welche die Zeitung herausrissen aus dem geistigen Schwurbel des Ewiggestrigen, Namen wie Ernst Müller-Meiningen jr., Hans Ulrich Kempski, Joachim Kaiser, Elisabeth Bauschmid, oder die später einen neuen Ton angaben: Herbert Riehl-Heyse, Evelyn Roll, Heribert Prantl und viele andere. Als sie dann selber, meist zur eigenen Überraschung, plötzlich die Älteren waren, haben sie den Fehler meist sorgfältig vermieden, die Jungen als unkundige Tröpfe abzutun. So stellten sie sicher, dass die SZ eine Zeitung blieb, die sich stets von selber erneuerte. Gerade jetzt tut sie das wieder, seit sie ins digitale Zeitalter aufgebrochen ist. Darum werden sich die Beilagen über die SZ gestern, heute und morgen selbstredend auch digital lesen lassen.

© SZ vom 01.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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