Nato:Das neue Wettrüsten

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Mindestens zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes sollen die Nato-Mitglieder nach Meinung von Donald Trump künftig für Verteidigung ausgeben. Leser stören sich nicht nur an der Art, wie diese Forderung vorgebracht wird.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Donald Trump beim jüngsten Nato-Gipfel. (Foto: Marlene Awaad/Bloomberg)

" Eine Unverschämtheit zuviel" vom 12. Juli, "Zusammen ist man weniger allein" und " Die Nato als Lebensversicherung" vom 11. Juli sowie " Arme Armee" vom 4. Juli:

Erpresserische Art

Als Präsident eines Landes, in dem sich breite Schichten bis an die Zähne bewaffnen, um mögliche Angriffe von Mitbürgern mit einem Overkill beantworten zu können, erscheint es Donald Trump logisch, dass die Europäer aufgrund ihrer geopolitischen Lage ihre Rüstungsausgaben drastisch erhöhen müssen. Als Geschäftsmann erwartet er, dass selbstverständlich ein Teil der zu investierenden Milliarden für Rüstungsgüter "Made in USA" ausgegeben werden. Die erpresserische Art, in der das vorgetragen wird, ist in der US-Außenpolitik kein Novum.

Der eigentliche Skandal dieses Nato-Gipfeltreffens ist es jedoch, dass kein einziger europäischer Staatschef/Regierungschef/in den Mut hat, aufzustehen und Trump zu erklären, dass es vorrangiges politisches Ziel westlicher Demokratien sein muss, die Rüstungsausgaben weltweit zu reduzieren und nicht, sie aufzustocken. Mit seinen Forderungen befeuert Trump ein neues Wettrüsten mit Russland und China - zum Schaden aller, besonders aber wieder der ärmsten Länder, die ein paar dieser Milliarden bitter nötig hätten.

Dr. Rainer Götz, Moers

Welche Partnerschaft?

Unsere nordamerikanischen Partner, mit denen wir nach Ansicht des Generals a. D., Klaus Naumann, Kriege verhindern sollen ("Arme Armee"), sind tatsächlich sehr gefährliche Freunde und die Verursacher der meisten militärischen Konflikte. Sie haben den Mittleren Osten vom Irak bis Afghanistan in ein Chaos gestürzt und Hunderttausende unschuldiger Menschen getötet. Ohne den verhängnisvollen Einfluss der USA wären die Taliban bedeutungslos und es gäbe weder den IS noch Millionen Flüchtlinge. Die Folgekosten der unseligen amerikanischen Kriege treffen vor allem die direkt betroffenen Länder und uns Europäer als Nachbarn. Was ist das für eine "Partnerschaft", in der die USA Kriegsschäden verursachen und nicht nur nicht bereit sind, Entschädigungen zu zahlen, sondern darüber hinaus die Dreistigkeit besitzen, von ihren Partnern höhere Militärausgaben zu verlangen?

Dr. Frank Dost, Neckargemünd

Russland die Hand reichen

Sie bieten dem ehemaligen Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen eine Plattform, diesen militärischen Verbund als "Lebensversicherung" zu preisen. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Schon die Gründung und der Beitritt Westdeutschlands in den 50er-Jahren hat bewirkt, dass sich die Sowjetunion und der Warschauer Pakt immer mehr abgeschottet haben. Durch die ganzen Jahre seither zieht sich wie ein roter Faden der Einflussversuch der Nato auf alle Länder in der EU und darüber hinaus, deren Kurs mitzumachen, um wieder einen Sperrriegel um Russland aufzubauen. Die Nato hat in den 70er- und 80er-Jahren oft mitgewirkt, die Spannungen in Europa und mit der Sowjetunion zu erhöhen. Immer wenn von vernünftigen deutschen oder anderen westeuropäischen Politikern Entspannungspolitik betrieben wurde, hat sich gezeigt, dass dann Russland darauf eingegangen ist. Eine Lebensversicherung wäre es für uns also, die Nato abzuschaffen und den Menschen in Russland die Hand zu reichen, mit allen dazu erforderlichen Abkommen,

Bernhard Feilzer, Gilching

Schulen statt Waffen

Bei der Rettung der Fußballmannschaft in Thailand wurde eindrucksvoll demonstriert, wie die Weltgemeinschaft sinnvoll zusammenarbeiten kann. Taucher aus allen Teilen der Welt halfen, die Jugendlichen zu retten. Als Kontrast das Nato-Treffen, bei dem die Mitglieder dazu aufgerufen wurden, mehr Geld für Waffen auszugeben. Wie viele Schulen, Kindergärten, Altenheime etc. könnten mit diesem Geld weltweit gebaut werden? Könnte damit nicht der Hass der ärmeren Völker auf den reichen Westen reduziert und der Frieden auf diese Weise wirklich gesichert werden?

Jürgen Haase, Oberau

Die Würde des Amtes

Im Artikel "Eine Unverschämtheit zuviel" wird kritisiert, dass nach den massiven Meinungsverschiedenheiten zwischen der Bundeskanzlerin und dem US-Präsidenten deren anschließendes Einzeltreffen ruhig und sachlich abgelaufen sei. Das kann man ja in der SZ-Redaktion gerne kritisch sehen. Dass dies unter dem Motto "Pack schlägt sich, Pack verträgt sich" steht, ist eine unglaubliche Entgleisung. Eine amtierende deutsche Bundeskanzlerin und einen amtierenden US-Präsidenten so zu definieren, ist eine Unverschämtheit. Im Duden heißt es, Pack sei eine Gruppe von Menschen, die als asozial und verkommen verachtet und abgelehnt wird. Wenn aus Sicht der SZ-Redaktion das für die Kanzlerin und den US-Präsidenten gilt, ist das schon mehr als nur grenzwertig.

Dietmar Dauphin, Gröbenzell

Bundeswehr, kaputtgespart

Donald Trumps Kritik an der deutschen Verteidigungsfähigkeit ist mehr als berechtigt: Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren kaputtgespart, nicht nur die Infrastruktur, die Polizei, die Lehrer und was auch sonst noch immer wurden durch das Sparen beschädigt, auch und im besonderen Maße die Bundeswehr. Mir geht es nicht um die berühmten zwei Prozent vom Bruttoinlandsprodukt, sondern um die Tatsache, dass bei der Bundeswehr so gut wie nichts mehr funktioniert, weder die Helikopter noch die Transportflugzeuge noch die U-Boote noch die normale Ausrüstung wie Zelte etc. sind einsatzfähig. Trump könnte also mit noch viel mehr Recht behaupten, dass Deutschland seine Verpflichtungen zur Verteidigung nicht erfüllt. Um die Bundeswehr wieder zu einer funktionierenden Truppe zu machen, muss investiert werden, egal ob 1,5 oder 2,0 oder 2,5 Prozent unserer Wirtschaftsleistung. Und dann muss das Geld auch da sein, um die Ausrüstung und die Truppe in gutem Zustand zu erhalten.

Axel Bock, München

Riesiger Rucksack

Das Gezeter Donald Trumps wegen angeblich ungleicher Lastenverteilung innerhalb der Nato ist entweder unkundig oder unehrlich und beginnt allmählich zu nerven. Es erinnert mich an eine Wandergruppe, in der einer mit einem riesigen Rucksack antritt, in dem er einiges Equipment nur für sich privat eingelagert hat, und sich dann beklagt, dass die anderen ihm nicht tragen helfen. Die USA haben globale machtpolitische und wirtschaftliche Interessen, die sie auch mal gern militärisch zur Geltung bringen (Grenada, Kuba, Panama, Lateinamerika, Naher Osten, Irak, ...).

Es war schon immer etwas teurer, Weltpolizist zu spielen, um moderne Kolonialmacht zu sein.

Dr. Klaus Neumann, München

Donald Duck for President

Donald Trumps Dummheit wird nur noch von seiner gnadenlosen Selbstüberschätzung übertroffen. Man wünscht sich fast einen Donald Duck als US-Präsidenten. Leider stand der nicht zur Verfügung.

Nicht nur die Amerikaner, die bereits seit geraumer Zeit die Quittung für ihre Leichtgläubigkeit erhalten, sondern auch der Rest der Welt sollte mit vereinten Kräften alles Menschenmögliche tun, damit Trump schnellstmöglich in einem schwarzen Loch der Geschichtsschreibung verschwindet.

Inka Oltmanns, Rosenheim

© SZ vom 17.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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