Klima:Mangelnde Weitsicht

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Nicht nur die US-Regierung zeige, wie wenig ihr das Klima wert sei. Auch in Deutschland sei das so, meinen Leser.

Donald Trump im Hauptquartier der Umweltbehörde EPA in Washington. (Foto: dpa)

"Trump bricht mit Obamas Klimapolitik" vom 29. März und "Ein neuer Weltmarkt" vom 14. März:

Auch bei uns läuft was schief

In "Ein neuer Weltmarkt" schreiben Sie zu Recht von einem nahezu aussichtslosen Unterfangen, die Kohleindustrie in den USA neu zu beleben, verlieren aber kein einziges Wort darüber, dass unsere Energieriesen genau das Gleiche in Deutschland versuchen. Saubere, moderne Gaskraftwerke sollen abgeschaltet werden und durch zum Teil altersschwache Kohlekraftwerke ersetzt werden. Und neue Kohlekraftwerke sollen gebaut werden. Richtigerweise weisen Sie darauf hin, dass LNG (Liquified Natural Gas) künftig die überragende Rolle bei der Energieversorgung spielen wird, mindestens, bis erneuerbare Energien kostengünstig diese Rolle im Wesentlichen übernehmen werden. Ebenfalls richtig erwähnen Sie, dass die weltweite Nachfrage nach Gas doppelt so schnell steigen wird wie die nach anderen Energiearten und die Preise für Erdgas wegen des Überangebotes stark unter Druck geraten werden.

Deutschland gedenkt im Gegensatz zu anderen europäischen Staaten diesem Trend zu LNG in keiner Weise zu folgen und setzt stattdessen auf eine zusätzliche Gaspipeline (Nordstream). Damit macht es sich weiter vom russischen Gas abhängig. Polen baut Entladeterminals für LNG, die Niederlande tun dies, sogar Kroatien investiert hier massiv, nur Deutschland mit seinem immer noch nicht ausgelasteten Tiefseehafen in Wilhelmshaven verschläft auch diesen Trend. Die Frage "Wem nützt dies?" sollte auch von einer Zeitung wie der SZ gestellt werden. Die Verbraucher zahlen's ja. Und unsere Regierung antwortet auf Anfragen mit der durchsichtigen Aussage, dies sei einfach zu teuer und der Bedarf sei einfach zu gering, um hier nachhaltig zu investieren. Gazprom und unsere Energieunternehmen danken es unseren Politikern. Manfred Walter, München

Über den Tellerrand hinaus

Donald Trumps Klimapolitik verrät einmal mehr, dass er als Präsident kurzfristige Ziele zugunsten der nationalen Kassen verfolgt. Die Effektivität seiner ersten klimapolitischen Maßnahmen in Bezug auf den wirtschaftlichen Erfolg ist fraglich, da Experten die Effizienz der modernen, Energie gewinnenden Technologien bestätigen. Einen wahren Staatsmann macht aus, dass er immer das globale Ganze im Visier hat und sich seiner Verantwortung für die kommenden Generationen bewusst ist. Mit "America first" mag man einfache Gemüter überzeugen, aber sicherlich keine aufgeklärten Weltbürger.

Die Geschichte hat uns immer wieder gelehrt, dass der "eigene Tellerrand" eine riskante Grenze ist. Rückschritte in der Klimapolitik in Zeiten von schmelzenden Gletschern und Eisbergen sowie Dürre in Somalia und in vielen anderen Gebieten zeugen von einer Verklärung der Wirklichkeit und von mangelnder globalpolitischer Weitsicht. Nina Kaempfe, Berg

© SZ vom 03.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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