Flüchtlinge:Zwei Welten

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Nach dem Mord an einer 15-Jährigen in Kandel durch einen Flüchtling sieht ein Leser die deutsche Gastfreundschaft missbraucht. Eine Leserin meint, Familiennachzug würde die Integration junger Flüchtlinge sogar erschweren.

"Wer sind sie?" vom 30./31. Dezember/1. Januar und "15-Jährige getötet, Flüchtling in Haft" vom 29. Dezember:

So nicht zu bewältigen

Den letzten Zeilen des Kommentars "Wer sind sie?"von Tomas Avenarius muss ich widersprechen. Natürlich soll man Migranten integrieren. Migranten! Aber nicht Flüchtlinge. Flüchtlinge sind nur temporär hier. Der Aufwand, sie zu integrieren, auszubilden, mit Jobs zu versehen, sie hier zu verwurzeln - obwohl sie ja wieder gehen müssen - , sie gar zu therapieren und auf unsere westlichen Werte einzuschwören, ist enorm und nicht zu bewältigen.

Die afghanischen minderjährigen Jungs (Mädchen sind es in aller Regel nicht) werden von ihren Familien bewusst nach Europa geschickt. Das sind keine Flüchtlinge. Die Afrikaner, die sich unter Lebensgefahr übers Meer nach Italien begeben, und auch die jungen Männer aus Marokko und Tunesien sind keine Flüchtlinge. Wie auch die Afghanen sind es Menschen, die auf der Suche nach einem besseren Leben sind (durchaus legitim, aber die Art und Weise, wie sie einreisen, ist es eben nicht). Diese Personengruppe muss zurückgeschickt werden. Syrer hingegen sind Flüchtlinge. Kriegsflüchtlinge. Aber auch für sie gilt: Wenn sich die Situation in der Heimat geändert hat, wenn das Land wieder aufgebaut werden kann, müssen sie zurück.

Ich bin nicht gegen Zuwanderung. Ich weiß, dass Deutschland sogar Zuwanderung braucht. Aber so, wie es seit 2015 gelaufen ist, derart unkoordiniert und blauäugig, ist es alles andere als gut.

Noch ein Gedanke zum Familiennachzug. In oben genanntem Artikel heißt es, der vermutlich traumatisierte Täter hätte wie viele Männer aus diesem Kulturkreis wohl noch die Ehrvorstellungen aus seiner Welt im Kopf und man müsse versuchen, diese zu korrigieren. Ich bin überzeugt, dass eine solche Korrektur ungleich schwieriger würde, wenn diese Männer ihre Familien nachholen könnten. Gabriele Kohlert, Eschenlohe

Auf Handydaten zurückgreifen

Als langjähriger Abonnent freut es mich, wenn nun auch mal die SZ einige Punkte zu eklatanten Mängeln in der Flüchtlingspolitik aufzeigt, von denen einer der Kernpunkte das mangelhafte Verfahren der Identitätsprüfung bei den Flüchtlingen ist, die ohne Ausweis Asyl beantragt haben. Es ist nach wie vor mehr als unverständlich, dass bei den Sicherheitsüberprüfungen noch immer nicht auf alle gespeicherten Handy- und Mobilfunkdaten zurückgegriffen werden kann. Ein alter Datenschutzgrundsatz besagt, dass auch ohne Einwilligung des Betroffenen (Flüchtling) seine Daten dann verarbeitet und genutzt werden dürfen, wenn ein überwiegendes Interesse der verarbeitenden Stelle (Flüchtlingsbehörde) vorliegt. Davon sollte im Fall aller Flüchtlinge ohne Ausweis ausgegangen werden können. Ein Flüchtling, der von seinem Gastgeberland alles erwartet (Freiheit, Unterkunft, Verpflegung, Arbeit, Familiennachzug), muss dazu bereit sein, all das, was er zu einer ordnungsgemäßen Identitätsprüfung beitragen kann, auch zu leisten. Anton Schlagmüller, Grünwald

Missbrauchte Gastfreundschaft

Wieder entsetzt uns ein furchtbarer Mord, begangen von einem Ausländer, in diesem Fall von einem afghanischen Asylbewerber. Unsere Grundwerte wie Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität werden mit Füßen getreten und letztlich auch verhöhnt. Unsere Gastfreundschaft, die uns im Falle der Asylbewerber mehr als 20 Milliarden Euro im Jahr kostet, wird auf das Schlimmste missbraucht. Besonders teuer sind die unbegleiteten jungen Flüchtlinge. Sie sind oft traumatisiert und ohne Bindung. Wäre es nicht besser, ja auch humaner, sie in ihrem Land, in ihren Familien zu belassen, ihnen die Traumata zu ersparen, das heißt sie letztlich nicht in unser Land zu lassen oder sofort zurückzuschicken. Unserer Gesellschaft und ihnen bliebe viel erspart. Dr. Ludwig Fink, Stadtbergen

© SZ vom 10.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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