Familien:Ungleichbehandlung aushebeln

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Wie kann man die Förderung von Familien gerechter gestalten? Das Ehegatten-Splitting durch ein Kinder-Splitting zu ergänzen, wäre nach Meinung eines Lesers ein gangbarer Weg.

"Was Familien brauchen" vom 26./27. August:

Zusätzlich ein Kindersplitting

Kippen lässt sich das Emanzipationshindernis "Ehegatten-Splitting" sicher nicht, wie die Jahrzehnte lange Diskussion hierüber zeigt. Aber man könnte es aushebeln, und zwar durch die zusätzliche Einführung eines adäquaten Kindersplittings. Dieses wäre bei der Steuererklärung wahlweise statt des Ehegatten-Splittings in Anspruch zu nehmen - interessant für ähnlich viel verdienende Ehepartner und ein Anreiz zu Berufstätigkeit beider.

Interessant wäre das besonders für die vielen nicht verheirateten Eltern, die heute wie Singles Steuern zahlen und darüber auf Kosten ihrer Kinder den Splitting-Vorteil kinderloser Ehepaare mitfinanzieren. Die Ehepaare, die es lieber traditionell mögen, könnten steuerlich das weiter bestehende Ehegatten-Splitting wählen. So wären "Ehe und Familie", wie im Grundgesetz vorgesehen, gleichermaßen geschützt. Peter Röhling, Köln

Autonome Entscheidung

Ehe ist das Versprechen, zusammenzuhalten "in guten wie in schlechten Zeiten". Die Väter und Mütter der Verfassung waren offenbar der Meinung, dass diese private Lebensentscheidung den Eheleuten eine gewisse Autonomie verleiht gegenüber den Ansprüchen und Risiken dieser Welt, und dass dieser Schutzraum ein auch im allgemeinen Interesse schützenswertes Gut darstellt. Wenn das so ist, dann würde das Ehegatten-Splitting als Ausfluss eines Verfassungsziels tatsächlich weit über demografischen oder budgettechnischen Kalkulationen rangieren.

Wer wie Alexander Hagelüken in seinem Samstagsessay argumentiert, das Ehegatten-Splitting privilegiere einen nicht mehr zeitgemäßen Lebensentwurf, nimmt zumindest billigend in Kauf, dass die Uneinsichtigen, die weiterhin ein wenig altmodisch leben möchten, von Staats wegen zu modernen Menschen umerzogen werden. Wer sind eigentlich diese Uneinsichtigen? Die tennisspielende, kinderlose Zahnarztgattin ist sicher nicht allzu repräsentativ. Nein, es geht um Millionen von "normalen" Paaren: Wenn diese sich - aus welchen Gründen auch immer - entschieden haben, verschieden hohe Einkommen in einen gemeinsamen Topf zu werfen, dann müssen wir diese Entscheidung weiterhin respektieren und honorieren. Axel Lehmann, München

Zu viele Stereotype

Alle im Bundestag vertretenen Parteien reduzieren Familie auf die Zeit vor der Scheidung. Bereits einen Tag danach existiert für sie das System Familie nicht mehr: Sie sprechen dann stereotyp von Alleinerziehenden und Unterhaltspflichtigen. Eine grobe Verkennung der realen Verantwortlichkeiten.

Viele getrennt erziehende Mütter und Väter wollen auch nach einer Trennung sowohl die Betreuung als auch die finanzielle Verantwortung für ihre Kinder teilen. Das deutsche Familienrecht sieht dies jedoch nicht vor. Eine Neureglung ist überfällig. Einzig Bundesfamilienministerin Katarina Barley regt steuerliche Entlastungen für beide getrennt erziehende Eltern an. Damit steht sie bis jetzt auch in ihrer Partei alleine. Gerd Riedmeier, Wasserburg

© SZ vom 12.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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