Diesel:Es wird ausgesessen und getrickst

Lesezeit: 2 min

VW-Chef Matthias Müller hat sich den Ärger von Lesern zugezogen, als er forderte, die Diesel-Subventionen zur Disposition zu stellen. Andere meinen, jeder Einzelne könnte etwas tun, um die Luft in den Städten zu verbessern.

"Warum die Deutschen Diesel lieben" vom 20. Dezember, "Verquer" vom 16./17. Dezember und "Weg mit der Subvention" vom 13. Dezember:

Bequemlichkeit und Profit

Ich frage mich immer mehr, wie Deutschland seine Klimaschutzziele erreichen will.

Wenn es das Land in guten Zeiten schon nicht schafft beziehungsweise schaffen will, ehrgeizige Ziele zu erreichen, wie soll das in schlechteren Zeiten klappen ? Ich befürchte, dass wir uns darauf einstellen dürfen, dass wir unseren Kindern und Enkeln eine gute Ausrede präsentieren müssen, wieso wir ihre Zukunft für heutige Bequemlichkeit und Profit "verkauft" haben. Erich Würth, München

Saubere Luft

Warum heißt es in den Artikeln und Überschriften immer: "Es drohen Fahrverbote"? Warum nicht: Es "droht" saubere Luft? Wolfgang Spies, Wuppertal

Übles Spiel

Es ist schon atemberaubend, wie der Rädelsführer des betrügerischen VW-Konzerns, Matthias Müller, sich dazu aufschwingt, jetzt das Ende des Dieselmotors einzuläuten. Im Klartext bedeutet das, dass ein Teil der europäischen Käufer eines Dieselfahrzeugs enteignet werden, die Versprechungen der Konzerne nur Schall und Rauch sind. Und dieser Vorstoß kommt ausgerechnet vom VW-Konzern!

In den USA sind schlappe 26 Milliarden Dollar Strafen an den Staat und Entschädigungen an die Kunden bezahlt worden, die vermutlich von der Steuer abgesetzt werden und deshalb von den deutschen Bürgern aufgebracht werden müssen, außerdem werden durch Kostensenkungsmaßnahmen zahlreiche VW-Mitarbeiter auf die Straße gesetzt. Schließlich müssen die Boni der Verantwortlichen ungekürzt ausbezahlt werden, und dafür müssen alle den Gürtel etwas enger schnallen. Von Entschädigungen für die europäischen Kunden redet man gar nicht mehr, schließlich gibt es Kunden erster und zweiter Klasse, wo kommt man denn sonst hin?

Moral und Anstand sind leider bei Teilen der heutigen Managergeneration total verlottert und die verantwortlichen Politiker spielen das üble Spiel mit, anstatt energisch dagegen vorzugehen. Dr. Manfred Schrimpf, Gaienhofen

Recht und Unrecht

Wird VW-Chef Müller nun vom Saulus zum Paulus? Mitnichten, Müller möchte nur Subventionen umschichten. Natürlich zum Wohl des VW-Konzerns. Mit Kollegen anderer Hersteller stimmt er sich, welch ein Hohn, erst gar nicht ab. In einem Punkt ist ihm jedoch recht zu geben: Die Kfz-Besteuerung muss geändert werden. Da Gewicht Straßen und Autobahnen zerstört, sollte die Steuer nach Gewicht sowie Schadstoffausstoß bemessen werden. Dann würde hoffentlich auch die Nachfrage nach Panzerspähwagen, genannt SUVs, abflauen. Norbert Kemp, Regenstauf

Höhere Steuerbelastung

Im Artikel "Weg mit der Subvention" wird gegen die niedrigere Mineralölsteuer für Dieselkraftstoff polemisiert. Dabei bringt es der Autor tatsächlich fertig, mit keiner Silbe zu erwähnen, dass die Kfz-Steuer für Diesel-Autos so deutlich über der für Benziner liegt, dass sich die Anschaffung erst nach sehr vielen Kilometern rentiert (auf denen dann deutlich weniger CO₂ emittiert wird), von den höheren Umsatzsteuereinnahmen beim Neuwagenkauf ganz zu schweigen. Ulrich Schindler, München

Fehler in der Stadtplanung

Erstaunlich bleibt, dass Luftqualität allein an Autos festgemacht wird. Wie steht es mit der Müllverbrennung, doch mehr noch: Bautätigkeit. Frischluft kann Brauchluft nur austauschen, wenn Städte atmen können. Weder Köln noch Düsseldorf, München oder Stuttgart können dies. Alle Freiflächen werden zugebaut, auch für preiswerten Wohnraum. Wurde nicht die Marschrichtung ministeriell ausgegeben, Bauverordnungen zu verändern, um engst bebauen zu können?! Kein Fahrverbot gleicht baustädteplanerische Fehlentscheidungen aus. Mehr Wohnungen führen zu mehr Autos und schlechterem Luftaustausch. Ein Circulus vitiosus. Dr. Marco van Gansewinkel, Düsseldorf

Ampeln abbauen

Im Sinne von "Think global, act local" hätte ich Vorschläge, wie wir Luftverschmutzung reduzieren könnten: durch Humanisierung des (innerstädtischen) Autoverkehrs, Vorrang für Fußgänger und Radfahrer und radikale Reduzierung von Ampeln. Dies wäre meine "Utopie für Realisten", die Ampel-Lobbyisten und Regulierungsfetischisten ablehnen dürften. Aber: Wenn eine Idee nicht absurd erscheint, taugt sie nichts. Klaus Redenbacher, München

© SZ vom 21.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: