Debatte@sz:Politisch notwendig

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Wie bewerten Sie den Rücktritt des österreichischen Kanzlers Werner Faymann? Das fragte die SZ die Nutzer ihrer verschiedenen Internetforen. Die vollständige Debatte finden Sie unter: www.sz.de/faymann

Wie bewerten Sie den Rücktritt des österreichischem Kanzlers Werner Faymann? Das fragte die SZ die Nutzer ihrer Internetforen.

"Der Rücktritt war politisch notwendig - wäre Werner Faymann im Amt geblieben, hätte es die SPÖ noch mehr zerrissen, als sie es eh schon ist. Die SPÖ hat meiner Meinung nach durch Faymanns Schwenk von Pro- auf Anti-Merkel-Kurs Schiffbruch erlitten. In beiderlei Hinsicht. Die einen fühlen sich verraten, hieß es doch innerhalb der SPÖ jahrelang: mit der FPÖ nicht. Die anderen, auf deren Kurs Faymann umgeschwenkt war, trauen ihm auch nicht, da er ja in den vergangenen acht Jahren schon mehrmals bewiesen hat, dass er sich dreht wie das Fähnchen im Wind. Diese Wähler wenden sich eher den Parteien ÖVP und FPÖ zu. Faymann war also für die SPÖ nicht mehr haltbar. Die Hysterie bezüglich einer sogenannten Dritten Republik für den Fall, dass FPÖ-Kandidat Norbert Hofer Bundespräsident wird, halte ich für übertrieben." (Christoph auf SZ.de)

"Meinen Respekt für diesen Abgang. Werner Faymann hätte durchaus im Parlament die Vertrauensfrage stellen können und hätte wohl mit größter Wahrscheinlichkeit eine Mehrheit bekommen bis zu den anstehenden Wahlen. Denn vorgezogene Neuwahlen kommen den regierenden Parteien sehr ungelegen. Es ist aber auch ein deutliches Zeichen an seine Partei respektive seine Widersacher innerhalb der Partei. Die haben ihm lange genug in den Rücken geschossen und an seinem Stuhl gesägt. Mit Faymanns komplettem Abgang aus Partei und Politik in der jetzigen Phase werden diese Widersacher in die Verantwortung gezogen. Jetzt können und müssen sie beweisen, dass ihre Vorstellungen und Ideen besser sind." (Eismann auf SZ.de)

"Mit der Wende in der Flüchtlingspolitik haben Werner Faymann und die SPÖ ihre Integrität verloren. Sozialdemokratisch zu sein, das bedeutet, der Aufklärung verpflichtet zu sein, der Emanzipation und der Internationalität. Wenn man auch noch diesen Kern aufgibt, nachdem man sich als Partei des sozialen Ausgleichs schon weitgehend verabschiedet hat, bleibt nichts mehr übrig. Das sollte den deutschen Sozialdemokraten eine Warnung sein." (Auermann auf SZ.de)

"Leider ist nur der Kanzler zurückgetreten und nicht die gesamte Regierung. Warum die FPÖ so stark ist? Seit Jahren wird sie ausgegrenzt. Seit Jahren herrscht in Österreich Stillstand. Keine Reformen: Schulreform - Fehlanzeige, Verwaltungsreform - Fehlanzeige, Pensionsreform - Flickwerk, Steuerreform - der Effekt wird schon nächstes Jahr wieder weg sein durch die Progression. Seit Jahren wird in der großen Koalition nur die eigene Klientel gesehen (Gewerkschaften, Kammern, Bünde, Parteien). Im Verhältnis zur Einwohnerzahl hat Österreich die meisten Flüchtlinge aufgenommen, da müsste Deutschland noch nachlegen. Und Deutschland müsste Österreich für die von Außenminister Sebastian Kurz initiierte Balkanlösung dankbar sein. Stattdessen bekommen wir unnötige Vorwürfe bezüglich der Brennergrenze." (APP auf SZ.de)

"Es gibt wenige Politiker, gegen die Rücktrittsforderungen laut werden, bei denen ich mir denke: Moment mal, liebe Rufer, erst mal schauen, welche Alternativen es zu dem/der eigentlich gibt. Vermutlich wird es euch noch leidtun. Werner Faymann ist so einer. Ich habe ein nicht näher beschreibbares ungutes Gefühl, dass es Österreich tatsächlich noch leidtun wird." (kilpikonna auf SZ.de)

"Resigniert hat Faymann, als er seinen Kurswechsel in der Flüchtlingspolitik vollzogen hat. Sein Rücktritt sollte eine Mahnung für alle sein, die gefühlten Stimmungen hinterherregieren. Es ist nicht gut, wenn man sich als Progressiver angstgetrieben zeigt." (stedis auf SZ.de)

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© SZ vom 12.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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