China:Was man Daimler übel nehmen muss

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Dass sich der Daimler-Konzern bei Peking nach einem Instagram-Post zum Dalai Lama entschuldigt, ist für einen Leser nicht das Schlimmste. Ein anderer Leser, Vertreter Taiwans in München, wird da schon politischer.

"Von Anstand und Profit" vom 9. Februar und "Auf Distanz zum Dalai Lama" vom 7. Februar:

Die in "Von Anstand und Profit" gegebene Einschätzung, dass es sich bei dem Zitat, das der Daimler-Konzern zum Dalai Lama gepostet hat, um ein "ziemlich belangloses Zitat" handelt, mag dem Leser suggerieren, wie lächerlich es sei, dass die Chinesen sich darüber echauffieren und wie lächerlich, dass der Daimler-Konzern sich so kriecherisch davon distanziert.

Aber es ist doch nicht der Inhalt des Zitates. Es ist doch der Dalai Lama, der nach Freiheit für Tibet verlangt. Das ist es - wie in anderen Fällen auch - was den unerbittlichen Zorn der chinesischen Politikerelite aufwallen lässt. Dafür hat der Dalai Lama seit seiner Flucht aus Tibet gekämpft. Dafür verbrennen sich Mönche in Tibet. Hätte der Name Dieter Zetsche als Verfasser unter diesem Werbeslogan gestanden, man hätte es ihm in China sicherlich nicht übel genommen. Aber ich hätte es ihm übel genommen, weil er die Worte eines sehr ehrenwerten Mannes verwendet, um den Chinesen eine Erhöhung der Verkehrsdichte und ihrer Luftverschmutzung zu bescheren.

Roland Geck, Hamburg

Gefahr für den Frieden

Mit zunehmender Arroganz drängt China uns sein Weltbild auf. Renommierte westliche Unternehmen müssen öffentlich Abbitte leisten. Sie hatten "die Gefühle des chinesischen Volkes verletzt", wie Kai Strittmatter schreibt, "eine Todsünde begangen". Was war passiert? Auf den Webseiten dieser Firmen, dort, wo man die Nationalität anklicken kann, war unter anderem auch Taiwan als eigenes Land zu finden. Taiwan ist seit 70 Jahren de facto in allen Belangen ein freies, unabhängiges Land. Die Republik China auf Taiwan ist heute eine moderne Demokratie. Die 23 Millionen Einwohner der Insel genießen Rechtssicherheit, Meinungs- und Pressefreiheit, wirtschaftlichen Erfolg und internationale Anerkennung.

Dem Regime in Peking ist die freiheitliche Entwicklung Taiwans seit Langem ein Dorn im Auge. In jüngster Zeit aber häufen sich Militäraktionen Chinas rund um die Insel. Zudem hat Peking ohne vorhergehende Konsultationen neue Flugrouten in der Taiwanstraße eröffnet. Dieser einseitige Schritt läuft nicht nur bestehenden Vereinbarungen für die Zivilluftfahrt in der Region völlig zuwider, er gefährdet Frieden und Sicherheit in der Region.

Tsong-Ming Hsu, Taipeh Vertretung in der BRD, Büro München

© SZ vom 20.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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