AfD:Laut werden!

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Das zweistellige Ergebnis der AfD bei den vergangenen Landtagswahlen hat eine SZ-Leserin aufgeschreckt. Sie zieht Parallelen zum einstigen Erstarken der NSDAP und verlangt: Mit dem bloßen Reagieren der "Mitte" muss Schluss sein.

"Liebe Nichtwähler" vom 15. März:

Wie konnte das geschehen? - Wie oft hat man in Deutschland diese Frage schon zum Erstarken der NSDAP und zu Adolf Hitlers Machtergreifung gehört. Durch die Flüchtlingsbewegung führt uns die Zeitgeschichte gerade vor, wie es geschehen konnte: Man kreiere ein Feindbild, stelle ein konservativ-nationalistisches Bürgertum als einzigen Retter des "christlichen Abendlandes" auf ein Podest, unterstütze dessen Vorurteile mit populistischen Parolen, verkaufe die Regierungsparteien als elitär, verbinde alles zusammen mit redegewandten "Führern", und fertig ist die Melange, die dazu führt, dass es wieder geschehen kann. Heute sind es nicht nur die Juden, sondern vor allem die Muslime, die als Feindbilder gepflegt werden, der Begriff "christliches Abendland", der realiter längst überholt ist, wird als Besitz- und Moralanspruch missbraucht, anstatt als Verhaltenskodex benutzt, und die nicht nur aggressiv geschmacklosen und nicht selten eindeutig rechtsradikalen Äußerungen von AfD und Pegida werden als freie politische Meinung eingestuft, mit dem Erfolg, dass in Deutschland inzwischen Tabugrenzen gefallen sind, die Beachtung verdienten.

In der Weimarer Republik dachte man auch, dass der relativ kleine Haufen der NSDAP nichts vermag. Das Ergebnis kennen wir. Das Unterbewusstsein einer emotional beeinflussten Masse reagiert auf Ängste, mögen sie real oder "eingeredet" sein, immer mit gleichen Mustern, das darf man trotz unterschiedlicher politischer Verhältnisse heute nicht unterschätzen, zumal wenn Befragungen ergeben, dass jeder Dritte (!) die AfD wählen würde. Wir brauchen in Deutschland dringend Medien und eine Presse, die den Äußerungen des rechten Randes konsequent weniger Bühne geben. Es ist ein Irrglaube, dass die ständige Wiederkehr rechtsnationalistischer Gedanken in Filmen, Talkshows oder Nachrichten aufklärend wirkt. Eine emotional beeinflusste Masse differenziert nicht. Notwendig wie nie ist eine Politik der gemäßigten Parteien, die immer wieder dezidiert und engagiert erklärt, dass eine menschliche und demokratisch sozial-freiheitliche Politik gerade den Sorgen und Ängsten der Bürger entgegenkommt und Sicherheit bietet. Laut "tönen" darf nicht die Rechte, sondern die demokratische Gesellschaft der Mitte mit all ihren Möglichkeiten. Eine kreative Methode, Ängste zu überwinden, ist positives Engagement innerhalb der Gesellschaft. Die beste Waffe gegen Islamophobie ist ein human-ethisches Verhalten jedem gegenüber. Eva Schauer, Hannover

Leserbriefe sind in keinem Fall Meinungsäußerungen der Redaktion. Wir behalten uns vor, die Texte zu kürzen.

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© SZ vom 19.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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