ZVS-Reform:Grenzen der Studien-Freiheit

Universitäten haben heute endlich die Freiheit, sich ihre Studenten selbst auszusuchen. Doch die Studienbewerber erleben ein unzumutbares Chaos.

Birgit Taffertshofer

Der ehemalige Chef der Rektorenkonferenz, Klaus Landfried, bemerkte einmal, es gebe in Deutschland nur zwei Anstalten, die sich ihre Insassen nicht selber aussuchen könnten: die Gefängnisse und die Hochschulen.

Die Situation hat sich zumindest für Letztere grundlegend gewandelt. Universitäten und Fachhochschulen haben heute endlich die Freiheit, sich ihre Studenten selbst auszusuchen. Doch die Studienbewerber erleben nun ein unzumutbares Chaos. Tausende Studienplätze bleiben jedes Jahr frei oder werden zu spät besetzt - und das wird wohl noch länger so bleiben.

Die Schuld daran haben nicht die Beamten der ZVS (die schon so oft als Sündenböcke herhalten mussten), sondern die Politiker und Hochschulrektoren, die blind darauf vertraut haben, dass sich die Verteilung der Studienplätze schon ganz von alleine regeln wird. Dass dies so nicht funktioniert, liegt unter anderem daran, dass das Angebot so undurchsichtig geworden ist. In Deutschland gibt es heute mehr als zehntausend Studiengänge. Es mangelt an einer zentralen Übersicht, die ratlosen Abiturienten hilft, ihren Weg an die Uni zu finden. Vor allem aber fehlt eine bundesweite Koordination zum Abgleich freier Plätze.

Dass die Kultusminister nun echte Experten beauftragen wollen, eine zentrale Online-Datenbank für die Studienplatzvergabe zu schaffen, ist überfällig. Dies wird aber nichts nützen, wenn einige Hochschulrektoren nicht einsehen wollen, dass auch ihre Freiheit Grenzen hat. Sie müssen sich ausnahmslos an der bundesweiten Datenbank beteiligen. Nur so kann erreicht werden, dass die Studienbewerber, die in den nächsten Jahren deutlich mehr werden, auch alle einen Sitz im Hörsaal finden. taff

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