Vollzeit oder Teilzeit:Menschen mit Ambitionen

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Wenn man auch mal rotsieht, angesichts dessen, was einem im MBA-Studium abverlangt wird, ist das ganz normal. (Foto: Imago)

Manche wählen eine MBA-Variante, die es ihnen gestattet, weiter im Beruf zu bleiben. Andere konzentrieren sich komplett auf das Studium. Zielorientiert und gut organisiert muss man aber für jedes Programm sein.

Von Jeannette Goddar

Business Administration, das heißt im Deutschen Betriebswirtschaftslehre. Angesichts der Bandbreite an Studiengängen, die zum Master of Business Administration führen, ist das nicht gerade aufschlussreich. Neben klassischen MBAs, die vor allem Nichtbetriebswirte für Management- und Führungsaufgaben fit machen sollen, bieten immer mehr Schulen die Spezialisierung in einem bestimmten Bereich an: in Medien- oder Kommunikations-, Sport- oder Tourismus oder Bildungsmanagement zum Beispiel. Für den MBA muss man umfangreiche Bewerbungsunterlagen mit Essays und Referenzen einreichen, auch ein akademischer Abschluss und ein gutes Ergebnis beim Graduate Management Admission Test (GMAT) oder dem sogenannten TOEFL-Test sind wichtig, um an einer Business School aufgenommen zu werden. Viele Schulen setzen mehrjährige Berufserfahrung voraus. Der MBA-Abschluss ist international anerkannt.

Die Wege zum MBA sind unterschiedlich. Unter den berufsbegleitenden und Teilzeitstudiengängen, welche die Mehrheit der Angebote stellen, gibt es Präsenz- und Fernstudien mit ganz unterschiedlichen Zeiten der Hochschul-Anwesenheit. Mal kommen die Studierenden ein bis dreimal im Semester für einige Tage oder eine ganze Woche zusammen, mal immer freitags und samstags. Auch bei den Vollzeitstudiengängen geht der Trend zu mehr Online-Learning. Während ein Vollzeit-MBA mit großem Engagement schon in einem Jahr absolviert werden kann, erstrecken sich berufsbegleitende Studiengänge häufig über drei Jahre, in der Praxis dauert es oft länger. Bei den Kosten der Programme ist die Bandbreite in Deutschland überaus groß. Nach Angaben des Portals MBA-Guide (www.mba-guide.de) reicht sie von 1000 bis 65 000 Euro, wobei der Mittelwert mit 18 000 Euro angegeben wird.

Hat der MBA mit dem derzeitigen Beruf etwas zu tun, profitiert auch der Arbeitgeber davon - folglich kann man ihn auch fragen, ob er sich an den Kosten beteiligt. Unter anderem fördern auch Stiftungen das MBA-Studium. Im Folgenden erzählen drei Studierende, welchen individuellen Weg sie gewählt haben.

Antje Schimpf

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(Foto: N/A)

Antje Schimpf, 37, absolviert seit drei Jahren den MBA-Studiengang "Bildungs- und Wissenschaftsmanagement" an der Universität Oldenburg. "Nach einigen Jahren als Diplom-Bibliothekarin wurde mir klar: Ich möchte noch etwas dazulernen. Weil wir damals bereits ein Kind hatten und das zweite unterwegs war, kam neben Arbeit und Familie nur ein sehr flexibles Modell infrage. Mein MBA-Studiengang ,Bildungs- und Wissenschaftsmanagement' ist berufsbegleitend und folgt dem Blended-Learning-Konzept, also einer Mischung aus virtuellem Lernen und Präsenzphasen. Den größten Teil des Wissens kann ich mir zu Hause aneignen; zusätzlich treffen wir uns in jedem Modul - ein Modul dauert drei Monate - zweimal zwei Tage in der Uni. An dem ersten Wochenende, das nach etwa vier Wochen stattfindet, finden sich Arbeitsgruppen zusammen, die dann zwei Monate lang in Video-Konferenzen und über eine Onlineplattform an einem Thema arbeiten. Bei dem zweiten Treffen stellen wir die Ergebnisse vor. Konkret arbeite ich bis 15 Uhr in der Universitätsbibliothek. Dann sind erst einmal die Kinder dran. Circa drei Abende in der Woche sitze ich während des Semesters vor dem Computer, manchmal sogar sonntags. Zwei Module schaffe ich so pro Semester. Um innerhalb von drei Jahren fertig zu sein - so ist der Studiengang eigentlich angelegt - müsste ich drei Module parallel absolvieren. Das allerdings ist mit meinem sonstigen Leben schlicht nicht zu vereinbaren; ich bin meinem Partner so dankbar, dass er mitzieht. Ich investiere ja nicht nur viel Zeit, sondern auch viel Geld, ohne dass feststeht, wohin meine berufliche Reise mit dem neuen Abschluss gehen wird. Feststeht: Vieles, was ich lerne, wird mir auch in meinem jetzigen Beruf sehr nützen. Die Herausforderung ist jedenfalls immens. Und dass sich das alles parallel schaffe und dabei noch viel Neues lerne, macht mich sehr froh."

Inga Meggers

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(Foto: N/A)

Inga Meggers, 30, absolviert seit diesem Frühjahr ein MBA-Studium in Sustainability Management an der Universität Lüneburg. "Nach meinem Studium der Medienwissenschaften habe ich in der Agenturbranche und als Referentin in einer Wirtschaftsorganisation gearbeitet. Dort hatte ich erste Berührungspunkte mit dem Thema unternehmerische Verantwortung und wollte mich dazu gern professioneller aufstellen. Deshalb habe ich beschlossen, ein MBA-Studium in Sustainability Management aufzunehmen, als eine der wenigen Vollzeitstudentinnen. Denn es war mir wichtig, mich auf die neuen Inhalte wirklich fokussieren zu können. Wieder Studentin zu sein war erst einmal ungewohnt. Dass ich kein Arbeitszimmer mehr besaß, war das geringste Problem. Ich habe mir eine Struktur geschaffen, die der Arbeitswelt nahekommt: Ich gehe morgens um neun Uhr in die Uni-Bibliothek, mittags in die Mensa und dann wieder in die Bibliothek. Dieses MBA-Studium ist als Fernstudium konzipiert; feste Uni-Zeiten habe ich nur in den Präsenzphasen. Die Treffen der Lerngruppen finden fast ausschließlich virtuell statt; in Whats-App-Gruppen oder auf einer Lernplattform. Manchmal kennt man sich nur vom Foto. Anders ist es natürlich schöner - wirklich notwendig ist es aber nicht. Ein bisschen kommt es mir sogar effektiver vor, wenn man gar nicht in Versuchung kommt, Dinge wie ,Ach, wie war denn dein Umzug?' zu besprechen. Schnellstenfalls könnte ich binnen eines Jahres fertig sein. Das wäre sehr sportlich. Vor allem, weil ich beschlossen habe, im zweiten Teil des Studiums Praxis und Theorie zu verbinden und meinen ersten Job im Bereich Nachhaltigkeit antrete."

Sascha Moosmann

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(Foto: N/A)

Sascha Moosmann, 27, absolviert seit Herbst 2014 den MBA-Studiengang Sales & Service Engineering an der Hochschule Furtwangen. "Für mich ist ein Mix aus Theorie und Praxis der Schlüssel zum Erfolg. Schon nach dem mittleren Schulabschluss habe ich erst eine technische Ausbildung gemacht und erst danach die Fachhochschulreife erworben. Auch während meines Bachelor-Studiums im Bereich Product Engineering/Wirtschaftsingenieurwesen habe ich parallel als Trainee im Produktmanagement gearbeitet. Heute absolviere ich neben meinem Job als Produktmanager ein Teilzeit-MBA-Studium in Sales & Service Engineering. Von Montag bis Donnerstag arbeite ich ganz normal, freitags und samstags bin ich an der Hochschule. Von viertel vor acht in der Früh bis abends um sieben laufen Seminare und Vorlesungen. Freitagabend nach der Vorlesung treffen wir uns oft noch in Projektgruppen. Frei ist also nur der Sonntag. In den letzten zwei Monaten des Semesters benötigt man aber auch den Sonntag in aller Regel, um sich auf Prüfungen vorzubereiten und Hausarbeiten zu schreiben. Ein hartes Programm - wer es in Angriff nimmt, weiß allerdings auch, auf was er sich einlässt. Das, was ich mache, ist zwar anstrengender als ein Vollzeitstudium. Es bietet aber auch die Gelegenheit, Theorie und Praxis sofort im Arbeitsalltag anzuwenden und zu reflektieren. Mir sind bei dem Präsenzstudium die persönlichen Begegnungen mit meinen Kommilitonen sehr wichtig. Die meisten arbeiten in ähnlichen Positionen, da kann man sich sehr gut austauschen. Mein Arbeitgeber, die Fritz Kübler GmbH, die auf Sensortechnik spezialisiert ist, übernimmt einen Großteil der Studienfinanzierung. Dafür bin ich sehr dankbar."

© SZ vom 15.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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