VBE-Vorsitzender Wenzel:Positiv auf das Ziel fokussiert

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Bei Sinnkrisen während Weiterbildungen sollte man sich laut Klaus Wenzel die Belohnungen vergegenwärtigen: eine neue Aufgabe, höherer Status, besserer Verdienst. (Foto: oh)

Pädagoge Klaus Wenzel erklärt, was bei einer Sinnkrise während der Weiterbildung hilft.

Interview von Christine Demmer

Was Hänschen nicht lernt, kann Hans allemal lernen. Davon ist Klaus Wenzel, stellvertretender Bundesvorsitzender im Verband Bildung und Erziehung (VBE) und Ehrenpräsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV) fest überzeugt. Der Pädagoge war 23 Jahre lang in der Lehrerbildung in Mittelfranken tätig. Er erklärt, wie man die Begeisterung für das berufliche Vorankommen aufrechterhält.

SZ: Zunächst bin ich hin und weg von meiner Idee, mich neben dem Beruf weiterzubilden und ein Studium zu beginnen. Doch dann kommt der mühevolle Alltag. Wie kann ich meine Begeisterung wachhalten?

Klaus Wenzel: Viele Abgänger von Haupt- und Realschulen, die eine Ausbildung gemacht haben und nach drei, vier Jahren merken, dass sie unzufrieden sind, suchen sich neue berufliche Perspektiven. Sie wollen weg vom Bisherigen, hin zum Neuen. Für ein Drittel bis die Hälfte aller Erwachsenen ist das Neue das Hauptmotiv. Es bleibt lebendig, wenn sie sich die damit verbundene positive Perspektive immer wieder vor Augen halten. Vom Elektriker zum Elektroingenieur aufzusteigen, nur als Beispiel, bedeutet andere Arbeitsaufgaben, einen anderen Status und andere finanzielle Möglichkeiten.

Ist es sinnvoll, immer wieder daran zu denken, wie unzufrieden man augenblicklich ist?

Ja, aber verbunden mit der Vorstellung, wie es sein wird, wenn man sein Ziel erreicht hat. Um bei der Stange zu bleiben, sind positive Vorbilder in der Umgebung wichtig. Wenn mein Kumpel diese oder eine andere Fortbildung auch gemacht hat und damit glücklich geworden ist. Wenn er mir sagt, dass er mich versteht, dass ihm die Fortbildung zuweilen auch schwergefallen ist, und wenn er mir zum Durchhalten rät, dann stärkt das den Willen weiterzumachen.

Wenn die Lust sinkt, suchen viele nach Argumenten, warum sich die Weiterbildung doch nicht lohnt. Die finden sich dann auch.

Klar. Es rentiert sich nicht, ich werde als Streber angesehen, ich finde später doch keine Stelle, so in der Art. Gegen solche kontraproduktiven Gedanken hilft ein Blick in die Arbeitslosenstatistik. Die belegt zweifelsfrei, dass mit zunehmender Qualifikation das Risiko sinkt, keine Arbeit zu finden. Übrigens: Wenn ich die Wahrscheinlichkeit auf einen dauerhaften Arbeitsplatz erhöhe, nützt das auch meiner Familie.

Kann ich sicher sein, dass es mir nach der Weiterbildung besser geht?

Alle, die durchgehalten haben, bestätigen rückblickend, dass dieser Schritt richtig war. Sie strahlen ein Wohlgefühl aus und sind stolz, ihren inneren Schweinehund besiegt zu haben. Die wichtigste Voraussetzung für Erfolg ist Erfolg. Deshalb immer an den nächsten Schritt denken. Wenn man den schafft, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der übernächste auch erfolgreich wird. Ich selbst habe als Dorfschullehrer angefangen und bin während meiner beruflichen Laufbahn zum Präsidenten eines großen Lehrerverbandes aufgestiegen.

© SZ vom 17.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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