Tipps für die Denkleistung:So halten Sie Ihr Hirn auf Trab

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Nach der Ausbildung hört das Lernen nicht auf, im Gegenteil. Um den geistigen Anforderungen im Beruf gerecht zu werden, ist es wichtig, sein Gehirn zu fordern - aber nicht zu überfordern. Welche Tätigkeiten dabei helfen.

Von Jochen Bettzieche

Bei der letzten Prüfung dampft das Hirn. Doch mit dem Abschluss der Ausbildung ist die Lernphase des Menschen nicht abgeschlossen. Im Gegenteil - mit dem Eintritt ins Berufsleben kommen weitere Anforderungen auf ihn zu. Eine Besprechung vorbereiten, ein Projekt planen oder verstehen, wie das neue Computerprogramm funktioniert. Um diese Aufgaben schnell zu meistern, ist es wichtig, das Gehirn aufnahmebereit zu halten. Das kann man durch die richtigen Freizeitaktivitäten unterstützen.

Vor allem für Arbeitnehmer, die überwiegend Routinetätigkeiten ausführen, ist es wichtig, das Hirn auf Trab zu halten. "Bei dieser Gruppe ist das Gehirn zu wenig aktiviert", sagt der Psychologe Peter Sturm, Mitbegründer der Gesellschaft für Gehirntraining. "Es schaltet auf Sparbetrieb."

Aber nicht nur Menschen mit eintönigen Tätigkeiten, auch überaktive Gehirne bringen nicht die maximale Leistung, sagt Sturm. "Das gilt zum Beispiel für Lehrer, die ununterbrochen aufpassen müssen, oder Fluglotsen, die nie abschalten können. Solche ständige Überanstrengung führt zu Denkblockaden."

"Auch bei Erwachsenen entstehen neue Nervenzellen"

Lange Zeit hieß es, erwachsene Gehirne könnten sich nicht reparieren, keine frischen Zellen mehr bilden und somit irgendwann kaum noch Neues aufnehmen. "Das ist nicht der Fall, es entstehen auch bei Erwachsenen neue Nervenzellen für das Erlernen von Neuem", sagt Evgeny Gutyrchik, Wissenschaftler am Institut für medizinische Psychologie der Ludwig-Maximilians-Universität in München.

Das Hirn kann viele Informationen verarbeiten, auch überflüssige. Das kostet jedoch Energie, die dann für andere Bereiche fehlt. "Es geht darum, weniger Müll aufzunehmen", sagt Gutyrchik. Das Ziel sei die optimale Auslastung der Denkzentrale. Um das zu erreichen, sollte der Mensch auf seine von der Natur vorgegebenen Veranlagungen achten.

"Der Mensch ist ein soziales Wesen, Kommunikation mit anderen Menschen ist ihm wichtig", sagt Gutyrchik. Beispielsweise bei einem geselligen Spieleabend. Gesellschaftsspiele bringen mehr als einsames Knobeln, sagt Sturm. "Wer täglich Kreuzworträtsel löst, beruhigt sein Hirn eher als dass er es anregt, auch Spiele wie Skat können schnell zur Routine werden."

Strategiespiele wie Schach tun auch einem angespanntem Gehirn gut. (Foto: Catherina Hess)

Hier hilft Abwechslung. Es sei besser, immer mal wieder neue Spiele auszuprobieren. "Durch die Konkurrenzsituation ist das Hirn gut gefordert", sagt Sturm. Dabei unterscheidet er zwei Kategorien: Strategiespiele täten auch einem angespannten Hirn gut. "Kreative Spiele hingegen funktionieren nur dann, wenn das Hirn entspannt ist."

Eine weitere Möglichkeit, das Gehirn zu trainieren, sei Theaterspiel. "Dabei kann man sich körperlich, emotional und intellektuell einbringen, das Hirn wird also von unterschiedlichen Seiten angesprochen", sagt Gutyrchik. Oder man könne lernen, ein Instrument zu spielen. Die feinmotorische Tätigkeit beim Musizieren sei gut fürs Denkvermögen, sagt Sturm, warnt aber vor zu hohen Erwartungen. Es sei bekannt, dass hochintelligente Menschen oft ein Instrument spielten. "Das funktioniert aber nicht anders herum: Ein durchschnittliches Gehirn wird durch Musizieren nicht zum Hochleistungshirn."

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Auch der derzeitige Trend zum Selbermachen fördert die Denkfähigkeit. "Zum Beispiel Kochen", sagt Sturm. "Man muss es allerdings mit Lust tun, Pflichtkocherei nützt nichts." Gartenarbeit und Heimwerken sind ebenfalls sinnvolle Maßnahmen, beides auch für überlastete Hirne. "Die körperliche Bewegung vertreibt belastende Gedanken", sagt Sturm. Auch kleine Routinearbeiten wie Bügeln können das Hirn entspannen und so in einen leistungsfähigeren Zustand bringen.

Sport ist nützlich

Nachweislich nützlich für die Hirnleistung ist Sport. "Zwar ist Bewegung keine Hirntätigkeit, doch Hirn und Körper sind in beide Richtungen verbunden", sagt Gutyrchik. Rhythmische Bewegungen wie beim Joggen könnten die Denktätigkeit unterstützen. Allerdings sollte es niemand übertreiben. "Ein kleines Ausdauertraining ist für die Hirntätigkeit besser als Extremsport wie Marathonlaufen", sagt Sturm. Er befürwortet Sport im Alleingang. "Nur so kann der Mensch seinen eigenen Puls finden, der seiner Leistungsfähigkeit entspricht."

Wer täglich vornehmlich Routinearbeiten verrichtet, kann bereits während der Arbeit sein Hirn fordern. Beispielsweise kann er einen Text auf dem Kopf lesen oder die Buchstaben zählen. "Für einen Universitätsprofessor kann das eine größere Herausforderung sein, als den Inhalt des Textes zu verstehen", sagt Sturm.

Auch beim Thema Reisen hat er einen Ratschlag parat. Wer unterwegs Eindrücke aufnimmt, Menschen kennenlernt, Städte anschaut, der fördert sein Gehirn. Sich zwei oder drei Wochen am Strand in die Sonne zu legen, sei hingegen schlecht. "Das mag das Gehirn nicht, oft macht dann bei der Rückkehr die Arbeit weniger Spaß, weil das Gehirn nicht mehr so leistungsfähig ist", sagt Sturm. "Generell gilt: Das Gehirn sollte mindestens einmal am Tag richtig wach werden und gut zu tun haben."

© SZ vom 01./02.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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