TIMSS-Studie:Jungs können besser rechnen

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Viertklässler in Deutschland liegen bei dem weltweiten TIMSS-Schulvergleich in Mathematik und Naturwissenschaften im oberen Drittel. Allerdings schneiden die Jungen deutlich besser ab als Mädchen.

In Deutschland sind die Leistungsunterschiede zwischen Mädchen und Jungen der vierten Klasse in Naturwissenschaften so groß wie in keinem anderen Land. Das geht aus der am Dienstag in Berlin veröffentlichten internationalen Schulleistungsstudie Timss hervor. Demnach sind die Jungen deutlich besser als die Mädchen.

Matheunterricht: Schüler mit im Ausland geborenen Eltern hinken denen mit in Deutschland geborenen Eltern um bis zu eineinhalb Lernjahre hinterher. (Foto: Foto: dpa)

Ähnliches gilt für die Mathematik: Nur in Österreich und Italien ist die Differenz noch größer. Insgesamt liegt Deutschland in beiden Bereichen auf den zwölften Rang und damit deutlich über den jeweiligen EU- und OECD-Durchschnitt. Vorn liegen vor allem asiatische Regionen und Staaten: In der Mathematik führt Hongkong vor Singapur, Taiwan und Japan. In Naturwissenschaften lautet die Rangfolge leicht verschoben Singapur vor Taiwan und Hongkong. Aus dem Westen können sich in beiden Bereichen jeweils England, die USA vor Deutschland platzieren.

Timss steht für "Trends in International Mathematics and Science Study". Der erste Zyklus wurde 1995 durchgeführt, 2007 fand der vierte Zyklus statt. In Deutschland beteiligten sich 5.200 Schüler aus 246 Grund- und Förderschulen in allen 16 Bundesländern. Insgesamt nahmen 37 Staaten und sieben Regionen mit insgesamt 183.500 Schülern teil.

Stärkerer Drill

Der Leistungsunterschied zu den asiatischen Ländern ist allerdings enorm. Er betrage bis zu einem Jahr, sagte der für die Studie verantwortliche Wilfried Bos. Das liegt nach Expertenmeinung am völlig anderen Schulsystem mit einem viel stärkeren Drill.

In kaum einem anderen Land wie Deutschland ist zudem der Leistungsunterschied zwischen Schülern mit und ohne Migrationshintergrund so stark ausgeprägt. Schüler mit im Ausland geborenen Eltern hinken denen mit in Deutschland geborenen Eltern um bis zu eineinhalb Lernjahren hinterher. Nur in Österreich ist die Differenz noch größer. Auch der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg ist in Deutschland auffällig hoch. Dies gilt für die Naturwissenschaften noch stärker als für Mathematik.

Laut Studie gelingt es den deutschen Grundschulen, die Leistungsunterschiede ihrer Schüler im internationalen Vergleich relativ gering zu halten. Zudem haben sie eine hohe Motivation für das Fach Mathematik, und zwar weitgehend unabhängig von den erreichten Kompetenzen.

22 Prozent der Schüler gehören im Fach Mathematik zur Gruppe der leistungsschwächeren Kinder; in den Spitzenstaaten liegt dieser Anteil unter 10 Prozent. Mathematische Spitzenleistungen erreichen in Deutschland sechs Prozent der Schüler; in vielen Staaten liegt dieser Anteil deutlich höher.

Im europäischen Mittelfeld

Auch für die Naturwissenschaften ist die Motivation der Schüler hoch; 24 Prozent der Grundschüler gehören zu den leistungsschwächeren Kindern. Diese Gruppe fällt damit größer aus als in einigen europäischen und den asiatischen Staaten. Zehn Prozent erreichen naturwissenschaftliche Spitzenleistungen. Damit liegt Deutschland im europäischen Mittelfeld, aber unterhalb der Staaten an der Spitze.

Die Kultusministerkonferenz verlangte die gezielte Förderung der sozial benachteiligten Schüler, die in anderen Staaten deutlich besser gelinge. Darüber hinaus müsse auch die Förderung der Schüler mit Migrationshintergrund weiter verbessert werden.

Koordiniert wird der Test, wie Iglu, von der International Association for the Evaluation of Educational Achievement, kurz IEA. Der erste Zyklus der alle vier Jahre erhobenen Studie wurde 1995 durchgeführt, 2007 fand der vierte Zyklus statt. An TIMSS 2007 beteiligten sich 36 Staaten und 7 Regionen. Untersucht wurden Schüler der vierten Jahrgangsstufe. In Deutschland wurden 5200 Schüler aus 246 Grund- und Förderschulen in allen 16 Bundesländern getestet. Durchgeführt wurde TIMSS 2007 vom Institut für Schulentwicklungsforschung an der TU Dortmund.

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