Pensionär sorgt mit Abschiedsmail für Ärger:745.000 Euro für 14 Jahre Nichtstun

Lesezeit: 1 min

Ein letztes Schreiben mit brisantem Inhalt: Ein Vermessungsingenieur der Stadt Menden hat sich in den Ruhestand verabschiedet und dabei mit seinem Arbeitgeber abgerechnet. Er sei ausgebootet worden und war darum jahrelang anwesend, aber nicht da, schrieb er seinen Kollegen. Bezahlt wurde er trotzdem.

Aufruhr im beschaulichen Sauerland: Ein Verwaltungsangestellter hat sich mit einer explosiven Mail in den Ruhestand verabschiedet. "Seit 1998 war ich nur anwesend, aber nicht da. So gehe ich also bestens vorbereitet in den Ruhestand." So schreibt der ehemalige Mitarbeiters der Stadt Menden nach Angaben der Welt. In seiner Abschieds-Mail, die an etwa 500 Bedienstete ging, übte er demnach scharfe Kritik an der Verwaltung und der Stadt.

Systematisch seien ihm alle Aufgaben entzogen und Parallelstrukturen geschaffen worden, heißt es. Sogar ein neuer Mitarbeiter wurde eingestellt. Die Freiräume, die ihm dadurch zugute kamen, habe er selbstverständlich gut genutzt, so der 65-Jährige. Seine Bezüge in Höhe von insgesamt 745.000 Euro hat er trotzdem erhalten - knapp 4500 Euro pro Monat während seiner Dienstjahre.

Der Bild-Zeitung sagte der Rentner, er würde die Mail auch heute wieder so schreiben. "Man hat mich kaltgestellt, war wohl einigen Karrieren im Weg. Ich habe immer meine Arbeitsleistung angeboten. Wenn man die nicht haben möchte, ist das nicht mein Bier." Außerdem stimme es nicht, dass er 14 Jahre nicht gearbeitet habe, so der Sauerländer. Er habe die Tage sinnvoll gefüllt. Der Vermessungsingenieur hat sich allerdings nie an den Personalrat gewandt, wie die Westfalenpost berichtet. Auch nach der Versetzung des Fachbereichsleiters vor über zwei Jahren habe der Mann seine Kritik nicht geäußert.

Die Mail sei nicht für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen, sagte der Rentner dem Blatt. Darum habe er nicht damit gerechnet, dass das Schreiben publik wird. Verschiedene Medien zitieren aus einer offiziellen Stellungnahme der Stadt. Darin heißt es: "Ein ehemaliger Mitarbeiter der Stadtverwaltung Menden hat an seinem letzten Arbeitstag seiner persönlichen Frustration in einer E-Mail Ausdruck verliehen. Dies ist insofern bedauerlich, als bei der Stadtverwaltung jeder Mitarbeiter die Möglichkeit hat, über die eigene Situation am Arbeitsplatz mit seinem Vorgesetzten jeder Zeit zu sprechen."

Doch nicht nur aus dem Rathaus hagelte es Kritik - im Internet und verschiedenen Medien wird vor allem die Verschwendung von Steuergeldern in diesem Maß beanstandet.

© Süddeutsche.de/wolf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: