Pädagogenmangel:Berlin verdoppelt Lehrergehalt

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Berlin läutet im Kampf um Lehrer eine Runde ein: Um die Abwanderung in andere Bundesländer zu stoppen, bekommen die Pädagogen eine ordentliche Gehaltserhöhung.

Mit einer spürbaren Gehaltserhöhung will Berlin die zunehmende Abwanderung von jungen Lehrern in andere Bundesländer stoppen. Mehr als 6000 Berliner Lehrer bekommen deutlich mehr Geld: Vom 1. August an erhalten Pädagogen im Angestelltenverhältnis rund 3846 Euro brutto im Monat. Das sind rund 1200 Euro mehr als noch zu Jahresbeginn, teilte die Senatsschulverwaltung am Dienstag mit. Verbeamtungen von neu eingestellten Lehrkräften werde es aber weiterhin nicht geben.

Gehaltserhöhung für angestellte Lehrer: So will Berlin konkurrenzfähig bleiben. (Foto: Foto: ap)

Andere Bundesländer locken angestellte Berliner Lehrer durch Verbeamtungen mit bislang 600 bis 800 Euro mehr Gehalt auf dem Konto. Dem Senat sei die Konkurrenzfähigkeit der Hauptstadt nun pro Jahr rund 30 Millionen Euro zusätzlich wert, sagte Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD).

Das Bruttogehalt der Beispielrechnung gilt für einen 33 Jahre alten Lehrer mit Partner und einem Kind. Netto verdient er damit künftig rund 2120 Euro statt 1580 Euro am Jahresanfang. In Berlin gibt es rund 800 Schulen. Etwa 6000 Lehrer sind Angestellte, rund 23 500 sind Beamte.

Einkommenslücke von 380 Euro

Mehr Geld erhalten sowohl alle bisher angestellten Lehrer als auch neue junge Kollegen. Verbeamtungen sind in Berlin aber weiterhin ausgeschlossen. Damit klafft zwischen Beamten und Angestellten in den Kollegien der Hauptstadt weiterhin eine Einkommenslücke von rund 380 Euro netto.

Durch die geringeren Mieten und Lebenshaltungskosten in Berlin kann die Hauptstadt nach Zöllners Meinung nun aber mit den weiterhin höheren Beamten-Gehältern in anderen Bundesländern konkurrieren. Ob diese Rechnung aufgeht, wird erst die Zukunft zeigen.

Die Berliner Nachwuchs-Probleme bei Lehrern sind weitgehend hausgemacht. Für seinen Sparkurs war das Land aus dem bundesweiten Tarifvertrag für angestellte Lehrer ausgetreten. Berlin senkte die Einkommen neu eingestellter Lehrer danach so weit ab, dass ihnen 2008 nur noch 1580 Euro pro Monat auf dem Konto blieben. So war es kein Wunder, dass viele fertig ausgebildete Referendare sich nach Stellen in besser zahlenden Bundesländern umsahen.

Im Februar 2009 ruderte Berlin erstmals zurück und stockte die Gehälter neu angestellter Lehrer um 400 Euro auf rund 3000 Euro brutto auf. Netto bleiben seitdem 1780 Euro auf dem Konto. Für viele junge Pädagogen war das aber noch nicht Anreiz genug. Sie folgten dem Lockruf anderer Bundesländer mit Lehrermangel.

Zusätzliche Referendariatsplätze

Baden-Württemberg lässt sich die Abwerbeaktion junger Lehrer in diesem Jahr zum Beispiel 375 000 Euro kosten. Es ist nun die Frage, ob die 340 Euro netto mehr von August an zu einem Umdenken des Berliner Lehrernachwuchses führt.

Berlins Werben um junge Lehrer geht aber auch über das reine Geld hinaus. Es soll 300 zusätzliche Referendariatsplätze geben. Auch die Uni-Kapazitäten für das Lehramtsstudium sollen soweit erhöht werden, dass es künftig 1000 statt 850 Absolventen im Jahrgang gibt. Bevorzugte Fächer dabei sind Physik, Chemie, Latein, Musik, Englisch und Sonderpädagogik.

Die Berliner Grünen bezeichneten die Senatsinitiativen für Lehrer als überfälligen und richtigen Schritt. Die Berliner FDP kritisierte hingegen, dass der Senat einem "abgefahrenen Zug" hinterherlaufe.

Denn viele teuer in Berlin ausgebildeten Lehrer hätten der Stadt bereits den Rücken gekehrt. Die Erhöhung der Zahl der Referendars- und Studienplätze zeige, wie prekär die Lage inzwischen in Berlin sei. Erst die Gefahr, mit seiner Schulreform am Lehrermangel scheitern zu können, scheine die Regierungsparteien aufgeschreckt zu haben, monierte die FDP.

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